Altmühlsee
Die Altmühl fließt um den Altmühlsee. Im Hochwasserfall findet eine Einleitung von Altmühlwasser in den See statt. Der Altmühlsee dient als Zwischenspeicher vor der Überleitung in den Brombachsee. Wegen des flachen Tales ist der See von einem ringförmigen Damm umgeben. Der Wasserspiegel liegt damit bis zu 3 m über dem umliegenden Gelände.
Die frei einfallenden Winde machen den Altmühlsee zu einem beliebten Segel- und Surfrevier. Der Natur, insbesondere einer Vielzahl von Wasservögeln, ist der als "Vogelinsel" bekannte Flachwasser- und Inselbereich im Norden des Sees vorbehalten.
Zahlen und Daten zum Altmühlsee | |
---|---|
Stauraum: | 13,9 Millionen m3 |
Wasserfläche: | 4,5 km2 |
Dammlänge: | 12,5 km |
Wassertiefe: | im Mittel 2,2 m |
Bauzeit: | 1976-1985 |
Was ist noch wissenswert?
Sedimentmanagement
Sedimentmanagement am Altmühlsee
Anlass der Sedimenträumung
Der Altmühlsee fängt die Hochwässer der oberen Altmühl auf und dient als Zwischenspeicher bis zur Weiterleitung in den Brombachsee oder der Rückführung in die Altmühl.
Jedes Hochwasser trägt erhebliche Mengen an Schwebstoffen und Sedimenten in den See. Zum großen Teil stammen die Ablagerungen von Ackerflächen. Bei starken Regenfällen werden sie dort abgeschwemmt, gelangen mit dem Hochwasser in den Altmühlsee und setzen sich am Seegrund ab.
Seit der Inbetriebnahme des Altmühlsees 1985 haben sich rund 800.000 m³ Sediment angesammelt. Dies entspricht einem mittleren jährlichen Eintrag von 25.000 bis 30.000 Kubikmetern und einem durchschnittlichen Sedimentzuwachs von knapp einem Zentimeter pro Jahr.
Weil er mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von nur 2,00 m bis 2,50 m ziemlich flach ist, wirken sich schon geringe Ablagerungen gravierend auf die Freizeitnutzung (Schifffahrt, Segeln, Baden) aus. Auch die Wasserqualität leidet, da mit den großen Sedimentfrachten auch reichlich Nährstoffe in den See eingetragen werden.
Bau von Absetzbecken
Im Sommer 2015 wurden neben dem Überleiter, etwa 1 km von der Firma Bosch entfernt zwei Absetzbecken errichtet. Die Ringdämme aus Erdreich sind etwa 2,5 Meter hoch und haben ein Fassungsvermögen von rund 33.000 m³.
Saugbaggerung
In diesem Jahr wird die "Auslauftulpe" des Sees vom Sediment befreit. Da hier der See die größte Wassertiefe von bis zu ca. 6 Metern besitzt, hat sich in diesem Bereich vermehrt Sediment bis zu einer Höhe von über einem Meter abgelagert.
Der gut zwanzig Tonnen schwere Saugbagger lockert mit seinem Schneidkopf das Sediment am Seegrund auf und saugt es gleichzeitig über eine Pumpe ab.
Über eine 2,5 Kilometer lange Rohrleitung mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern, die auf dem Überleiter schwimmt, wird das abgesaugte Sediment-Wasser-Gemisch zu den beiden Sedimentbecken gepumpt.
In den Becken setzen sich die Feststoffe ab. Das überstehende Klarwasser fließt über Mönche in den Heidweihergraben zur Altmühl.
Verwertung
Das Sediment bleibt 6 bis 10 Monate in den Absetzbecken. Ist es ausreichend entwässert, eignet es sich aufgrund hoher Stickstoff- und Phosphorwerte gut für die Bodendüngung in der Landwirtschaft.
Wenn das Sediment nach der Getreide- und Maisernte auf Ackerflächen ausgebracht wurde und die Becken geräumt sind, können sie erneut gefüllt werden.
Gewässergüte
Mit dem Sediment werden auch Nährstoffe, insbesondere Phosphor und Stickstoff, aus dem See entnommen. Weil diese Nährstoffe Grundlage für das Wachstum von Algen sind, stellt die Sedimententnahme auch einen Beitrag für eine verbesserte Gewässergüte im Altmühl- und Brombachsee dar.
Kosten
Der Bau der beiden Absetzbecken hat rund 1 Mio. Euro gekostet. Abhängig von der Menge des entnommenen Sediments kostet die laufende Saugbaggerung etwa 200.000 bis 250.000 Euro.
Das Sedimentmanagement wird eine Daueraufgabe für das Wasserwirtschaftsamt bleiben.
Wasserqualität
Wasserqualität im Altmühlsee
Landwirte und Kommunen - gemeinsam aktiv für sauberes Wasser
Für die Wasserqualität eines Sees ist der Pflanzennährstoffgehalt (Trophie) wichtig. Vor allem Phosphor entscheidet über die Algenmenge, die sich im See bilden kann.
Abwassereinleitungen und Düngemittelabschwemmungen von den Feldern mit ihren hohen Phosphor- und Stickstoffgehalten werden über Altmühl und Wieseth in den Altmühlsee transportiert. Sie lassen den Nährstoffpegel im See anschwellen.
Zur Verminderung der Einträge in die Oberflächengewässer sind die größeren Kläranlagen mit einer Nährstoffrückhaltung ausgestattet. Zusätzlich werden auch kleine Anlagen im Rahmen eines Sonderförderprogramms mit Phosphatfällungen nachgerüstet oder an größere Anlagen angeschlossen.
Förderprogramme in der Landwirtschaft (Zwischenfruchtanbau, Mulchsaatverfahren) und Gewässerschutzstreifen tragen dazu bei, die Einträge von Nähr- und Schadstoffen sowie Bodenpartikeln zu verringern.
Bewirtschaftung
Bewirtschaftung des Altmühlsees
So kommt das Altmühlhochwasser in den Brombachsee
Fast das gesamte Jahr fließt die Altmühl um den See herum. Am Nordufer wurde dafür ein neues Flussbett geschaffen. Bei Hochwasser werden die Klappen des Wehres Streudorf geöffnet. Über den 5 km langen Zuleiter fließt dann Hochwasser in den See.
Durch den ca. 9 km langen Altmühlüberleiter gelangt das Wasser in den etwa 4 m tiefer gelegenen Brombachsee. Es wird dort zurückgehalten und in Trockenzeiten in die unterhalb gelegenen Flüsse abgegeben. Wenn Altmühlsee und Brombachsee gefüllt sind, kann zwischengespeichertes Hochwasser in die Altmühl zurückgeführt werden.
Alle Funktionen des Überleitungssystems werden von der Betriebsleitung des Wasserwirtschaftsamtes in Schlungenhof gesteuert und überwacht.
Der Ringdamm
Der Ringdamm
Das weitläufige Tal erfordert besondere Maßnahmen
Das Altmühltal ist sehr flach und breit. Ein Damm quer durch das Tal wie bei Brombach- und Rothsee hätte eine riesige Fläche unter Wasser gesetzt. Der Stauraum für den See wurde deshalb durch den Bau eines umlaufenden Ringdammes geschaffen. Die Wasserfläche mit einer Größe vom 4,5 km2 liegt somit höher als das den See umgebende Gelände.
Der Dammkern besteht aus bindigen Sanden und sandigem Lehm; Material, das überwiegend aus dem Stauraum gewonnen wurde. Als zusätzliche Sicherheit gegen eine Durchströmung reicht eine Dichtwand bis in wasserundurchlässige Schichten.
Eine Ringdränage sammelt luftseitig das Sickerwasser.Zur Kontrolle der Dichtigkeit des Dammes und seiner Dichtwand wurden im nahen Umfeld Beobachtungspegel (Grundwassermessstellen) erstellt. An diesen Pegeln wird teils kontinuierlich und teils zwei-/vierwöchig der Wasserstand gemessen.
Zahlen zum Ringdamm | |
---|---|
Länge: | 12,5 km |
Maximale Höhe der Dammkrone über dem Gelände: | 5,5 m |
Dammvolumen: | 1,8 Mio. m3 |
Für den Bau der Schmalwanddichtung wurde eine speziell konstruierte Stahlbohle senkrecht in den Boden eingerüttelt. Während des Ziehens wird der frei werdende Hohlraum mit einer Zementsuspension verpresst. Bei der zu Versuchszwecken freigelegten Dichtwand sieht man, wie durch Aneinanderreihung der sich überschneidenden Stiche eine durchgehende, ca. 6 bis 8 cm dicke Wand entsteht.
Der Altmühlüberleiter
Der Altmühlüberleiter
Im Stollen durch den Berg...
Der rund 8,7 km lange Überleiter verbindet den Altmühlsee mit dem etwa 4 m tiefer gelegenen Kleinen Brombachsee. Kernstück ist ein Stollen von ca. 2,7 km Länge. Er unterquert den Höhenrücken östlich von Gunzenhausen, der die Wassereinzugsgebiete von Donau und Rhein trennt (Europäische Hauptwasser-scheide).
Vor dem Bau des Stollens erkundete man den Untergrund mittels Aufschlussbohrungen und einem Versuchsstollen. Danach bohrte eine Fräs-Vortriebsmaschine den eigentlichen Tunnel.
Beim Bau des Überleiters fielen große Mengen Aushubmaterial an. Dieses wurde sowohl für den Bau der Umgehungsstraße B 466 als auch zur Aufschüttung eines etwa 20 m hohen Aussichtsberges am Rande von Gunzenhausen verwendet.
Zahlen zum Überleiter | |
---|---|
Gesamtbauzeit: | 1972 bis 1981 |
Wassertiefe: | 4,7 m |
Maximaler Durchfluss: | 70 m3/s |
Mittlere Monatsleistung beim Stollenvortrieb: | 85 m |
Stollendurchmesser: | 5,85 m |
Die Vogelinsel im Altmühlsee mit wasserwirtschaftlichem Lehrpfad
Vogelinsel im Altmühlsee mit wasserwirtschaftlichem Lehrpfad
Vielfalt durch verschiedene Lebensräume
Das Naturschutzgebiet "Vogelinsel Altmühlsee" stellt mit seiner Vielfalt an Lebensräumen und im Verbund mit den angrenzenden Feuchtwiesen des Wiesmets eines der bedeutendsten Vogelrückzugsgebiete in Süddeutschland dar. Die kleinräumige Verzahnung unterschiedlichster Strukturen wie offene Wasserflächen, Tümpel, Schilfzonen, Feuchtwiesen, Gebüsch- und Baumgruppen schafft eine Biotopvielfalt, die Lebensgrundlage für Insekten, Amphibien und vor allem Vögel ist. Mehr als 220 Vogelarten sind hier anzutreffen, darunter viele, die in anderen Regionen des Landes in ihrem Bestand bedroht sind.
Je nach Jahreszeit können Vögel während der Brutzeit, bei der Versorgung des Nachwuchses oder während der Zugzeit vom barrierefreien Aussichtsturm aus oder entlang des Lehrpfad-Rundweges hautnah beobachtet und der Charakter des Gebietes unmittelbar erlebt werden. Die einst nahezu vegetationsfreie Vogelinsel hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Mit der stetigen Zunahme des Baumbestandes wird die Inselzone für Singvögel interessanter.
Das Wiesmet - Bedeutendstes Wiesenbrütergebiet Süddeutschlands
Bereits vor dem Bau des Altmühlsees war die bis zu 3 km breite Altmühlaue ein bedeutendes Brutgebiet für bedrohte Vogelarten. Da dieser Bereich durch den Bau des Sees erheblich verkleinert wurde, sind die Arten in das verbleibende Gebiet zwischen Altmühlsee und Ornbau ausgewichen. Für etwa 40% dieser Flächen wurden Verträge mit Landwirten abgeschlossen, in denen sie sich gegen Zahlung zu späterer Mahd, reduzierter Düngung oder Düngeverzicht verpflichten. So entsteht ein Mosaik unterschiedlich intensiv genutzter Wiesen.
170 ha Wiesen innerhalb des Wiesmet hat der Freistaat Bayern als Ersatz für Flächenverluste durch den Bau der Fränkischen Seen erworben. Zur Optimierung der Feuchtlebensräume wurden Senken und Mulden angelegt. Um Störungen dieser sensiblen Bereiche auszuschließen, sollte das Gebiet nicht betreten werden.
Umfangreiche Informationen zum Wiesenbrütergebiet und Gelegenheit zur Vogelbeobachtung ermöglicht die Aussichtsplattform nördlich von Mörsach am Altmühlzuleiter.
Ein Zwischenstopp für Zugvögel
Die größten Ansammlungen von Vögeln sind am Altmühlsee während der Zugzeit im Herbst und Frühjahr zu beobachten. Vor allem Kiebitze, Gänse und Enten bevölkern in großen Schwärmen das Naturschutzgebiet.
Die Wanderbewegung der Vögel hat unterschiedliche Ursachen. Die wichtigste ist die Befriedigung des Nahrungstriebes. Die Tiere entfliehen der kalten und nahrungsarmen Jahreszeit und fliegen in Gebiete, wo das Futterangebot reichhaltiger ist. Der Flug ins Winterquartier und wieder zurück in die Brutgebiete bedeutet für die Zugvögel eine große Kraftanstrengung. Die störungsfreie Vogelinsel fungiert dabei als wichtige Ruhezone, in der sich die Vögel nach längeren Flugstrecken erholen und mit Nahrung versorgen können.