Überprüfung und Sanierung des Obernzenner Sees
Um den Markt Obernzenn vor Hochwasser zu schützen, wurde in den Jahren 1978-1980 das Hochwasserrückhaltebecken „Obernzenner See“ errichtet. Das Herzstück bildet der 380 m lange Damm im Osten des Stausees mit Betriebsauslass und Hochwasserentlastung. Die Wasserfläche des Obernzenner Sees ist zudem ein beliebtes Ausflugsziel für Badegäste und Angler.

Abbildung 1: Blick auf den seit November 2024 abgelassenen Obernzenner See
Zeitplan und Sanierungsmaßnahmen
Damit der 1980 in Betrieb genommene Stausee auch die folgenden Jahrzehnte weiterhin seine Funktionen erfüllen kann, muss das Wasserwirtschaftsamt Ansbach im Jahr 2025 aufwendige Sanierungsmaßnahmen durchführen. Das Ablassen des Sees ist dafür unumgänglich. Die erforderlichen Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit den Betroffenen vor Ort.
Erforderliche Maßnahmen:
1) Vertiefte Überprüfung (in den Jahren 2023-2025)
Aufgrund des Alters der Stauanlage und der Hochwasserbetroffenheit in den Jahren 2016 und 2021 überprüft das Wasserwirtschaftsamt Ansbach derzeit die Bemessung aller Bauwerkselemente und deren aktuellen Zustand.
Umfang der vertieften Überprüfung:
- Hydrologische und hydraulische Überprüfung der Stauanlage
- Zustand und Standsicherheit des Dammbauwerks
- Zustand des Massiv- und Stahlwasserbaus
- Überprüfung der Überwachungseinrichtungen der Stauanlage

Abbildung 2: Die Standsicherheit des Dammes wurde mit vier Kernbohrungen im Mai 2024 nachgewiesen.
2) Absenkvorgang, Muschelabsammlung und Abfischaktion (Oktober/November 2024)
Über einen Zeitraum von sechs Wochen vom 16. September 2024 bis zum 02. November 2024 wurde der Obernzenner See abgesenkt, um das Wasser langsam über die Zenn abzuführen. Währenddessen haben der Markt Obernzenn und das Wasserwirtschaftsamt Ansbach insgesamt 3.500 heimische Teichmuscheln gesammelt und in die Zuläufe des Stausees umgesiedelt. Der Absenkvorgang wurde am 02. November mit einer großangelegten Abfischaktion beendet. Vielen Dank an alle fleißigen Helfer des Fischereivereins Markt Obernzenn e.V., welche die Abfischung organisiert und durchgeführt haben.

Abbildung 3: Absammlung und Umsiedlung von Muscheln während des Absenkvorgangs.

Abbildung 4: Abfischung des Obernzenner Sees am 02. November 2024.
3) Baudurchführung (im Jahr 2025)
Die Absenkung des Stausees für das Jahr 2025 ist vor allem aufgrund der drei folgenden Maßnahmen erforderlich:
- Sanierung der Grundablassleitung:
Die Grundablassleitung steht bei Vollstau des Obernzenner Sees unter Wasser. Sie befindet sich in der Dammmitte und dient der Ableitung von Wasser aus dem Stausee in die Zenn. Die Absenkung ermöglicht eine Inaugenscheinnahme und Überprüfung des baulichen Zustands. Eine Dichtheitsprüfung sowie eine Kamerabefahrung im November 2024 haben einen guten baulichen Zustand der Grundablassleitung bestätigt. Die bereits bekannten sanierungsbedürftigen Fugenbänder werden entfernt und die Rohrelemente neu verfugt.
Abbildung 5: Kamerabefahrung und Dichtheitsprüfung der Grundablassleitung im November 2024
- Erneuerung der Sickerleitung: Die Sickerleitung befindet sich auf der wasserabgewandten Seite des Dammes. Sie dient der Sammlung und geordneten Ableitung von Sickerwasser aus dem Dammbereich in die Zenn. Festgestellte Mängel im Zuge einer Kamerabefahrung machen eine Erneuerung der Sickerleitung erforderlich.
Abbildung 6: Skizzenhafte Darstellung der Grundablassleitung und Sickerleitung
- Sedimententnahme und -verwertung: In den letzten Jahrzehnten haben sich Sedimente mit einer Gesamtmenge von 26.500 m³ und einer Sedimentmächtigkeit von bis zu 80 cm im Obernzenner See abgelagert. Die größten Sedimentablagerungen befinden sich im Osten des Stausees in der Nähe des Damms. Sedimentuntersuchungen haben eine landwirtschaftliche Verwertbarkeit bestätigt. Im Zuge der Absenkung des Stausees werden die Sedimente entnommen und auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. Die Sedimentausbringung soll im Zeitraum von Juli bis Oktober 2025 nach der Getreide- und Maisernte erfolgen. Ziel der Sedimenträumung ist die Verbesserung des ökologischen Zustands der Zenn und des Obernzenner Sees sowie die Erhöhung der Betriebssicherheit der Stauanlage.
Abbildung 7: Im November/Dezember 2024 wurden bereits erste Baustraßen angelegt und das Sediment in der Damm-Mitte geräumt.
4) Naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen (in den Jahren 2024/2025)
Um die ökologisch wertvollen Uferbereiche im Westen des Stausees nicht zu stören, finden hier keine baulichen Eingriffe statt. Für die wasserabhängigen Tierarten werden vor der Absenkung Ersatzlebensräume angelegt. Neu geschaffene Muldenstrukturen entlang des Mölbenbächl und der Zenn sollen als Fortpflanzungs- und Ruhestätten dienen. Die Muldenstrukturen bleiben auch nach der Absenkung des Stausees erhalten, sodass eine dauerhafte Aufwertung für die Tier- und Pflanzenwelt entsteht. Neben den gesetzlich erforderlichen Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen realisiert der Markt Obernzenn zeitgleich zusätzliche Naturschutzmaßnahmen zur ökologischen Aufwertung des Seeumfelds.

Abbildung 8: Blick auf das Westufer des Obernzenner Sees mit Einmündung von Mölbenbächl und Zenn

Abbildung 9: Blick auf die neu geschaffenen Muldenstrukturen entlang der Zenn zur Aufwertung der Tier- und Pflanzenwelt (September 2024)
5) Aufstauvorgang des Obernzenner Sees (Winter 2025/2026)
Nach erfolgreicher Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen wird der Obernzenner See im Winter 2025/2026 wieder gefüllt. Die Erfahrungen vergangener Absenkungen lassen erwarten, dass der Vollstau nach nur wenigen Monaten erreicht wird. Einer Badenutzung steht für das Jahr 2026 somit nichts im Wege.

Abbildung 10: Blick auf den Obernzenner See (Westansicht)