Die Altmühl

Die Altmühl entspringt im Landkreis Ansbach, nahe der Grenze zum Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim bei Burgbernheim.

Sie ist insgesamt 234 km lang und mündet bei Kelheim in die Donau.

Die Altmühl wird in drei Hauptteile gegliedert. Das obere Drittel von der Quelle bis zum Altmühlsee ist geprägt von einem breiten Tal in einer hügeligen Landschaft, der Keuperformation. Die Mittlere Altmühl zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist geprägt durch eine flache Wiesenlandschaft. Ab Treuchtlingen fließt die Altmühl durch das fränkische Juragestein in einem engen Tal mit sehenswerten Felsformationen. Der letzte Abschnitt der Altmühl ab Dietfurt bis Kelheim mit rund 34 km ist zum Main-Donau-Kanal ausgebaut und ist eine Bundeswasserstraße.

Abschnitt der Mittleren Altmühl

1. Gewässerbeschreibung

Die Mittlere Altmühl befindet sich im südlichen Mittelfranken unterhalb des Altmühlsees zwischen den Städten Gunzenhausen und Treuchtlingen.

Aufgrund des extrem geringen Fließgefälles von im Mittel nur 0,15 ‰ (= 15 cm/km) besitzt das Gewässer den Charakter eines Flachlandflusses und wird daher treffend auch als "Der langsamste Fluss Bayerns“ bezeichnet.

Das Einzugsgebiet für den ca. 23 km langen Teilabschnitt beträgt zwischen 700 km² und 1.000 km². Im langjährigen Mittel wird an über 290 Tagen pro Jahr der Mittelwasserabfluss von rd. 5 m³/s unterschritten. In niederschlagsarmen Jahren geht der Abfluss über längere Zeitabschnitte auf wenige 100 l/s zurück. Andererseits wird das weite Altmühltal aber auch immer wieder von lang andauernden Hochwasserereignissen mit Abflüssen von weit über 100 m³/s großflächig überflutet. In Nassjahren ufert das Gewässer an über 100 Tagen im Jahr flächig aus.

Talbereiche überflutet Bild vergrössern Bei Hochwasser sind die Talbereiche an der Altmühl breitflächig überflutet

2. Die Altmühl vor 100 Jahren

Noch vor etwa 100 Jahren war die Mittlere Altmühl ein weitestgehend natürliches Fließgewässer mit weiten Mäanderschleifen sowie einem stark verästelten Gewässerlauf mit vernetzten Haupt- und Nebenarmen. Wegen des geringen Gefälles gab es auch keinerlei Verbau durch Stau- und Wasserkraftanlagen.

Durch Hochwassererosion und Verlandungen kam es in der breiten Talaue zu ständigen Veränderungen und Umlagerungen des Gewässerlaufs. Überflutungen des weiten Talraumes behinderten die landwirtschaftliche Nutzung. Immer wieder wurden die Heuernten durch Überschwemmungen vollständig vernichtet, Tiere mussten wegen Futtermangel notgeschlachtet werden und die Bevölkerung litt Hunger und Not.

3. Korrektion der Altmühl von 1910 bis 1920

Das „Projekt über die Korrektion der Altmühl zwischen der Mühle in Wald und der Stadtmühle in Pappenheim in den Bezirksämtern Gunzenhausen und Weißenburg i.Bay. vom 18. Mai 1908“ wurde in den Jahren 1910 bis etwa 1920 umgesetzt. Ziel war es, durch ein stark aufgeweitetes, gleichförmiges Gewässerbett sowie eine Begradigung der Altmühl kleinere Hochwässer erst gar nicht ausufern zu lassen. Größere Hochwässer sollten möglichst schnell abgeführt werden.

Für Niedrigwasserzeiten wurden regulierbare Stauanlagen (Wässerwehre) errichtet, die der Aufhöhung der Wasserstände sowie dem Überstauen zur Bewässerung der angrenzenden Wiesenflächen dienten. Das Ziel, das Grünland und dessen Nutzung vor Hochwässern zu schützen, wurde trotz der gewaltigen Erdbewegungen nur sehr bedingt erreicht. Kein noch so großer Abflussquerschnitt kann bei dem äußerst geringen Fließgefälle größere Hochwässer ohne Ausuferungen abführen. Bereits ab etwa dem doppelten Mittelwasserabfluss werden Wiesenflächen großräumig überflutet. Erst durch den Bau des Überleitungssystems Altmühlsee – Brombachsee ist es möglich geworden, die Überschwemmungshäufigkeit und -dauer im Sommerhalbjahr zu reduzieren.

Bei größeren Hochwasserereignissen verbleibt weiterhin das Risiko, dass die Ernte durch Überschwemmungen vernichtet wird. Andererseits bestehen durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft heutzutage kaum mehr existenzielle Abhängigkeiten von den Erträgen aus den Flächen im Altmühl-Überschwemmungsgebiet.

4. Beeinträchtigungen

Während der wirtschaftliche Nutzen aus der „Gewässerkorrektion“ – spätestens seit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft – eher gering ist, ist der ökologische Schaden beträchtlich, der durch den massiven Ausbau vor rd. 100 Jahren am Gewässer und in der Talaue entstanden ist. Die Altmühl ist zu einem monotonen, strukturarmen „seelenlosen Altmühlkanal“ verkommen, der den natürlichen Lebensraum in der Talaue sehr stark einschränkt und sich nachteilig auf die Gewässerökologie wie auch auf das Landschaftsbild auswirkt.

Besonders in den abflussschwachen Sommermonaten stagniert das kritisch belastete Gewässer ohne hinreichende Fließbewegungen. Steile Uferbefestigungen unterbinden nicht nur das Entstehen eines strukturreichen Ufersaums als Lebensraum sowie Wander- und Ausbreitungspfad für Tiere und Pflanzen, sondern beeinträchtigen auch ganz erheblich die Wasserqualität durch Dünge- und Spritzmitteleintrag sowie durch Bodeneinschwemmungen aus standortwidrigen Ackernutzungen. Durch fehlenden Ufergehölzsaum und damit fehlende Beschattung wird die massenhafte Algenentwicklung noch begünstigt.

Altmühl bei Unterasbach Bild vergrössern Ein Stück der begradigten Altmühl bei Unterasbach

5. Naturschutz

Zum Schutz der wertvollen Restflächen wurde das Gebiet unter „Natura 2000“ als FFH-Lebensraum erfasst. Zentrales Kriterium der Unterschutzstellung als Vogelschutzgebiet ist die herausragende Bedeutung des Altmühltals für den Erhalt wiesenbrütender Vogelarten, wie z. B. Großer Brachvogel und Kiebitz. Es beherbergt ein Schwerpunktvorkommen des Weißstorches in Bayern und ist als wichtiges Nahrungshabitat für Greifvögel landesweit bedeutsam.

Die breite Aue der Mittleren Altmühl ist zudem eines der größten noch weitgehend intakten Wiesengebiete mit regelmäßigen Überschwemmungen (Stromtalwiesen). Immerhin sind noch rund 20% der Wiesenflächen im Altmühltal dem Lebensraumtyp „magere Flachland-Mähwiesen“ zuzuordnen.

Die FFH-Lebensraumtypen: feuchte Hochstaudenfluren, Auenwälder, Brenndolden-Auenwiesen und Fließgewässer sind dagegen mit geringen Flächenanteilen nur fragmentarisch ausgebildet.

Zum Erhalt der seltenen Pflanzengesellschaften werden inzwischen viele Wiesenflächen mit Hilfe von Vertragsnaturschutzprogrammen extensiv bewirtschaftet.

Drei Jahre nach der Renaturierung Bild vergrössern Drei Jahre nach der Renaturierung sind die Eingriffe nicht mehr wahrnehmbar

6. Ökologische Umgestaltung

Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach hat sich das Ziel gesetzt, die Mittlere Altmühl von Gunzenhausen bis Treuchtlingen im Rahmen des landesweiten „Auenprogramms Bayern“ auf der gesamten Strecke umfassend ökologisch umzugestalten. Dadurch wird sowohl das Gewässer als auch die angrenzende Talaue wieder hin zu einem ungestörten, vielfältigen Lebensraum für Flora und Fauna entwickelt. Der ursprüngliche Charakter eines verzweigten und biologisch hoch wirksamen, strukturreichen Fließgewässers wird zurück gewonnen.

Durch verschiedene wasserbauliche Maßnahmen, wie Verlängerung und Verästelung des Gewässerlaufs oder durch Öffnung von Altarmen wird eine neue, aber natürliche Gewässerlandschaft geschaffen. Um der Strukturarmut zu begegnen werden die Abflussquerschnitte wechselweise eingeengt und aufgeweitet. Die Neuanlage von Nebenarmen mit unterschiedlichen Sohlhöhen und Wasserführungen sowie das Anlegen von nur zeitweise durchflossenen Stillgewässern bereichert die Auenlandschaft. Dabei wird sorgsam darauf geachtet, dass in bestehende, besonders schützenswerte Biotopflächen in den noch vorhandenen Altarmen sowie auf den Auen-Flächen möglichst wenig und schonend eingegriffen wird.

Die baulichen Gestaltungsmaßnahmen werden außerhalb des Wiesenbrütergebietes durch standortgemäße Initialpflanzungen mit Büschen und Bäumen ergänzt. Dort wo es das Erhaltungsgebot des Natura 2000-Gebiets zulässt, werden größere Auwaldpflanzungen getätigt. So wurde beim Ortsteil Graben der Stadt Treuchtlingen eine ca. 15 ha große Auenfläche aufgeforstet. Neu geschaffene, unzugängliche Inselflächen, sowie die Beseitigung von Zufahrten zum Gewässer sorgen in geeigneten Teilbereichen dafür, dass eine durch menschliche Einwirkungen möglichst ungestörte, natürliche Sukzession möglich wird. Der Zugang zum Gewässer für den Gemeingebrauch, sowie für fischereiliche und jagdliche Nutzungen bleibt auf ausreichend großen Abschnitten erhalten.

Altmühl aus der Vogelperspektive Bild vergrössern Die neue Altmühl aus der Vogelperspektive