Wasserwirtschaftlicher Lehrpfad an der Schandtauber bei Rothenburg o.d.Tauber

Die Stationen des Lehrpfades

Übersicht

Der lange, dunkle Weg der "Kurzen Tauber"
Der ursprünglich 1317 belegte Name des Flüsschens lautete althochdeutsch "Schantauber", was soviel wie "kurze Tauber" bedeutete. Die Schandtauber hat in Bettenfeld ihren Ursprung und mündet nach knapp sechs Kilometern oberhalb des Wildbades in die Tauber.

Bevor das Wasser der Karstquelle entspringt, hat es schon einige Kilometer unterirdisch zurückgelegt. An der Quelle wird ein über 60 km² großes Gebiet, das bis weit nach Baden-Württemberg hineinreicht, entwässert.

Die Schandtauber - ein außergewöhnlicher Fluss
Durch den klüftigen Untergrund gelangen Niederschläge sehr schnell in das Höhlensystem. Entsprechend unterliegt die Schüttung der Quelle starken Schwankungen. Neben der hohen Fließgeschwindigkeit und dem Feststofftransport verleiht dies der Schandtauber den für Westmittelfranken untypischen Wildbachcharakter.

Vielfältiger Mühlenbetrieb mittels Wasserkraft
Das starke Gefälle des Baches ermöglichte vielfältige Wasserkraftnutzungen. Auf kurze Distanz konnte eine große Fallhöhe für das Betreiben von Wasserrädern erlangt werden. Insgesamt bedienten sich sieben Mühlen der Wasserkraft zu unterschiedlichsten Zwecken. Heute ist keine der Mühlen mehr in Betrieb.

Gesunder Lebensraum für Tiere, erholsame Umgebung für den Menschen
Das Gewässer ist kaum verunreinigt und gut mit Sauerstoff versorgt. Es hat die Gewässergüteklasse II und birgt ideale Lebensbedingungen für z.B. Bachforellen, Mühlkoppen, Steinkrebse und auch kleinere Lebewesen (z.B. die Köcherfliegenlarve). Außerhalb des Bachbettes weist das Tal eine mannigfaltige Flora und Fauna auf.

1. Der Lehrpfad an der Schandtauber

Der Pfad lädt auf ca. 2 km Länge zu einer abwechslungsreichen Wanderung ein, bei der der Wildbach unmittelbar erlebt werden kann. Anhand von neun Tafeln wird Interessantes und Wissenswertes vermittelt. Der Lehrpfad geht vom Spitaltor aus, am Wildbad vorbei und entlang der Schandtauber bis zur Hammerschmiede. Der weitere Verlauf der Schandtauber sollte der Natur vorbehalten bleiben. Von der Hammerschmiede aus besteht die Möglichkeit, über den Höhenrücken zur Tauber und zurück zur Gipsmühle zu wandern.

2. Wildbad Rothenburg ob der Tauber

Von der Heilquelle zum Tagungszentrum
Vermutlich wegen eines Erdbebens entsprang eine Quelle dem Muschelkalk, die reich an Schwefelstoff war und heilende Wirkung besaß. Darauf wurde um 1400 unter Bürgermeister Toppler das Wildbad errichtet.
Der Prothesenhersteller Friedrich von Hessing erweiterte das Bad um 1900 zu einer großen Kur- und Erholungsanlage, die bis in den ersten Weltkrieg hinein genutzt wurde.
Bis zu seinem endgültigen Erwerb durch die Evang.-Luth. Kirche, Ende der 70er Jahre, wechselte das Wildbad noch einige Male seinen Eigentümer.
Heute dient die dem späten Historismus und beginnenden Jugendstil zuzuordnende Anlage der Evang.-Luth. Kirche als Tagungsstätte.

Wildbad ca. 1825 Wildbad ca. 1825
Lithografie von Könitzer

3. Die Ufermauer - notwendiger Erosionsschutz

Ufersicherungen sind notwendig, um Unterspülungen des Hanges zu vermeiden.

Historische Ufermauer Historische Ufermauer
(Baujahr ca. 1900)
Die mit Steinzange in aufwendiger Handarbeit senkrecht aufgestellten Steine bieten dem Wasser wenig Angriffsfläche

4. Die Furt

Die Furt ist die älteste Bauform zum Überqueren von Gewässerläufen. Sie ist auch heute noch bei geringer Verkehrsbedeutung üblich.

5. Leben im Bach

Gute Wasserqualität mit hoher Sauerstoffversorgung und ein naturnahes, kiesiges Gewässerbett sind für die Bewohner der Schandtauber eine ideale Lebensgrundlage. Die anspruchsvolle Köcherfliegenlarve, aber auch seltene Arten wie Bachforelle, Mühlkoppe oder Steinkrebs fühlen sich hier wohl.

6. Ufersicherung mit Gehölzen

Die Wurzeln schützen die Gewässerböschungen dauerhaft vor Erosionsschäden. Zudem sind sie Fischunterstand und Lebensraum für Kleintiere. Die Bäume spenden Schatten und verhindern die Erwärmung des Gewässers.

Schwarzerle und Esche Schwarzerle und Esche
Vor allem die Wurzeln der Erle wachsen in die Tiefe und bilden längs des Ufers geradezu ein Palisadenwerk, das dem Wasser widersteht

7. Eine geologische Besonderheit

Geklüfteter Kalkstein des Oberen Muschelkalks
Der ehemalige, verfestigte Kalkschlamm eines Flachmeeres, das sich vor ca. 200 Mio. Jahren in dieser Gegend befand, bildet heute als gebankter Kalkstein die Flanken und die Sohle des Talraumes. In der letzten Eiszeit (vor ca. 1,5 Mio. Jahren) frästen gewaltige Wassermassen das Tal in die Landschaft. Der freigelegte Kalkstein ist seitdem der Verwitterung ausgesetzt.

8. Sohlabsturz und Rampe

Bei zu starkem Gefälle wird die Fließgeschwindigkeit durch Querbauwerke vermindert, somit die Eintiefung der Gewässersohle vermieden.

Absturz gebaut um ca. 1900
Wegen des großen Höhenunterschiedes ist der Absturz für Fische und Kleinlebewesen flussaufwärts nicht durchgängig.

Glatte Rampe
Die Rampe wurde in den 80er Jahren erbaut. Sie erfüllt wegen der zu glatten Oberfläche und der zu hohen Fließgeschwindigkeit nicht die Anforderungen an die Durchgängigkeit.

9. Die Hammerschmiede, Werkzeugherstellung mittels Wasserkraft

Die Hammerschmiede wurde im 17.Jahrhundert errichtet und 1825 mit drei oberschlächtigen Wasserrädern und drei Schlaghämmern betrieben. Um die nötige Fallhöhe zum Antrieb der Wasserräder zu erhalten, wurde ein Teil des Wassers durch ein Wehr abgeleitet.

Es wurden Pflugscharen, Sensenblätter, Schaufeln, Beile und weitere Geräte hergestellt. Seit 1920 dienen die Gebäude nur noch zu Wohnzwecken.