Hochwasserschutz Ansbach

Die kreisfreie Stadt Ansbach mit ihrer historischen Altstadt ist Bestandteil der Metropolregion Nürnberg und zählt rund 40.000 Einwohner. Inmitten der Regierungshauptstadt Mittelfrankens fließt die Fränkische Rezat, ein Gewässer II. Ordnung. Die nach dem heutigen Stand der Technik ermittelten Berechnungsergebnisse zeigen, dass vor allem im innerstädtischen Bereich erhebliche Teile von bebauten und bewohnten Grundstücken an der Fränkischen Rezat überschwemmt werden. Auch durch Hochwasserereignisse der letzten 20 Jahre wurde deutlich, dass bereits bei „häufigen bis mittleren“ Hochwasserereignissen (ab HQ20) erhöhter Handlungsbedarf besteht.

Mit der geplanten Maßnahme soll der Hochwasserschutz der Stadt Ansbach für ein 100-jährliches Hochwasserereignis (HQ100), welches statistisch gesehen einmal in 100 Jahren abläuft, gewährleistet werden. Um möglichen Auswirkungen des Klimawandels Rechnung zu tragen, wird bei der Dimensionierung der Hochwasserschutzanlagen zusätzlich ein Klimazuschlag von 15 % berücksichtigt.

Abbildung 2: Hochwasser am Rezatparkplatz (HQ20)im Mai 2016 Bild vergrössernAbbildung 2: Hochwasser am Rezatparkplatz im Juni 2021 (Foto: Harald Tremel)
    Abbildung 3: Überflutete Bereiche der Stadt Ansbach bei einem HQ100 mit Wassertiefen Bild vergrössern Abbildung 3: Überflutete Bereiche der Stadt Ansbach bei einem HQ100 mit Wassertiefen.

Der geplante Hochwasserschutz umfasst die Planungsabschnitte 06/07/08a und erstreckt sich von der Voggenmühle bis zum Schloßgebäude. Im Wesentlichen besteht der innerstädtische Hochwasserschutz aus einer etwa 1.015 m langen Hochwasserschutzwand aus Stahlbeton. Im Kreuzungsbereich von Straßen und Wegen sind in der Mauertrasse an insgesamt 16 Stellen mobile Elemente vorgesehen. Hier werden im Hochwasserfall Aluminiumdammbalken eingebracht, bzw. Hubtore oder Türen geschlossen. Für die Lagerung der Dammbalken wird im Bereich des westlichen Rezatparkplatzes ein in die Hochwasserschutzwand integriertes Lagergebäude gebaut.

Abbildung 4: Übersichtslageplan Hochwasserschutz Ansbach mit den Planungsabschnitten 06/07/08a Bild vergrössernAbbildung 4: Übersichtslageplan Hochwasserschutz Ansbach mit den Planungsabschnitten 06/07/08a

Neben der Schutzwand werden vier Schöpfwerke mit daran angeschlossenen Drainageleitungen errichtet. Diese Anlagen dienen der sogenannten Binnenentwässerung, also der sicheren und gezielten Ableitung von Niederschlagswasser, welches im vor Hochwasser geschützten Bereichen anfällt. Zudem wird durch die Drainageleitungen bei Hochwasserführung der Fränkischen Rezat ein zu hoher Anstieg des Grundwassers landseitig der Hochwasserschutzmauer unterbunden. Bei drei vorhandenen Regenwasserkanälen werden Sielbauwerke zum Verschließen der Kanäle bei Hochwasser geplant. Die Planunterlagen zeigen den aktuellen Stand der Planungen, wobei sich im Zuge der Ausführungsplanung noch geringfügige Änderungen ergeben können.

Eigens für das Hochwasserschutzvorhaben wurden bereits 12 Grundwassermessstellen hergestellt. Die Aufzeichnungen der Grundwassermessstellen dienen als wichtige Planungsgrundlage, werden aber auch zur Dokumentation der Grundwasserstände während und nach der Baumaßnahme herangezogen.

Um den Anforderungen des Denkmalschutzes Rechnung zu tragen, wird die Betonwand in Anlehnung an vorhandene historische Mauern abschnittweise mit einem Deckstein versehen, zudem erhalten die sichtbaren Mauerflächen bereichsweise das Fugenbild von Natursteinmauern. In der Nähe der Staatlichen Fachoberschule wird das denkmalgeschützte Barockportal Stein für Stein abgetragen, und anschließend wieder auf der künftigen Hochwasserschutzmauer aufgebaut. Damit sich die Betonwand möglichst gut in das vorhandene Gelände integriert, erfolgt dort, wo es die Platzverhältnisse zulassen, eine Anböschung der Mauer. Im Bereich des Rezatparkplatzes Ost wird der entlang der vorhandenen Stützmauer verlaufende Gehweg um etwa einen Meter angehoben, sodass die spätere sichtbare Fläche der Hochwasserschutzmauer möglichst niedrig gehalten wird.

Bei der Planung wurde größter Wert auf den Erhalt vorhandener Bäume gelegt. So wurde der Trassenverlauf zum Schutz der Bäume weitestgehend optimiert. Wo es die Platzverhältnisse zulassen, werden zum Erhalt von Bäumen Wurzelbrücken in der Gründung der Hochwasserschutzmauer vorgesehen. Trotz aller Vorsorgemaßnahmen müssen für den Hochwasserschutz bedauerlicherweise Bäume gefällt werden. Als ökologische Kompensationsmaßnahme für die weichenden Bäume werden im Zuge der Umsetzung des Hochwasserschutzvorhabens im Bereich des Stadtparkes oberhalb der Voggenmühle, sowie östlich der Aumühle, neue Bäume gepflanzt.

Aufgrund des großen räumlichen Umgriffs wird das Vorhaben in zwei Bauabschnitten umgesetzt. Der erste Bauabschnitt erstreckt sich von der Voggenmühle bis zum Kasernendamm und soll ab Anfang 2025 umgesetzt werden. Anschließend folgt der zweite Bauabschnitt zwischen Kasernendamm und dem Theatersteg. Nach derzeitigem Stand soll die Fertigstellung der Gesamtmaßnahme im Jahr 2027 erfolgen. Für das Vorhaben wurde am 21.06.2023 ein Planfeststellungsbescheid erlassen, sodass die rechtlichen Voraussetzungen für die Umsetzung vorliegen.

Bereits Anfang 2023 wurde ein vorgezogener ca. 35 m langer Mauerabschnitt zwischen dem Theatersteg und dem Residenzgebäude gebaut. Hier musste die Hochwasserschutzmauer vorab erstellt werden, da das Staatliche Bauamt Ansbach im Jahr 2023 den Garagenhof zwischen Residenz und der Staatsbibliothek neugestaltet hat.

Im Umgriff des Bauvorhabens befinden sich mehrere Bodendenkmäler, weshalb die Bauarbeiten von einer archäologischen Fachfirma begleitet werden. Falls beim Aushub tatsächlich Bodendenkmäler angetroffen werden, müssen diese freigelegt und fachgerecht geborgen werden. Aufgrund der im zweiten Weltkrieg erfolgten Bombenangriffe auf Ansbach ist der Baubereich als potentiell kampfmittelbelastet eingestuft. So müssen die für den Hochwasserschutz erforderlichen Tiefbauarbeiten unter einer kampfmitteltechnischen Begleitung erfolgen.

Nach Fertigstellung der Gesamtmaßnahme wird an der rechten Uferseite der Fränkischen Rezat eine rund neun Hektar große Stadtfläche mit etwa 200 Gebäuden vor einem einmal in hundert Jahren wiederkehrenden Hochwasserereignis geschützt.

Die Gesamtkosten in Höhe von rund 12,5 Mio. € teilen sich der Freistaat Bayern und die beteiligte Stadt Ansbach. Die Baukosten werden von der Europäischen Union kofinanziert.