Ökologische Umgestaltung der Mittleren Altmühl in Gunzenhausen

Ein Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist es, einen guten ökologischen und chemischen Zustand aller natürlichen Oberflächengewässer zu erreichen. Die mittlere Altmühl ist nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie jedoch in einen überwiegend mäßigen Zustand eingestuft. In den letzten Jahren hat das Wasserwirtschaftsamt Ansbach die Mittlere Altmühl bereits von Gunzenhausen bis Treuchtlingen umfangreich ökologisch umgestaltet. Dabei wurde das bestehende monotone Trapezprofil zu einem variablen, vielfältigen Querschnitt umgeformt, um ein natürliches Gewässer mit Strukturvielfalt zu entwickeln.

Im Westen der Stadt Gunzenhausen fließt die Altmühl kanalartig ausgebaut an der Stadt vorbei. Sie ist geprägt durch steile Böschungen und wenig naturnahe Strukturen, wodurch kaum Lebensraum für eine große Artenvielfalt vorhanden ist. Zudem konnten Fische und andere Lebewesen wegen des Reitstegwehrs nicht flussauf- und abwärts wandern. Zur Verbesserung der Gewässerökologie wurde ein neuer Gewässerlauf der Altmühl im Stadtbereich von Gunzenhausen naturnah umgestaltet werden.

Nach der Fertigstellung des Hochwasserschutzes an der Altmühlpromenade im Jahr 2021 begannen im September 2022 die Bauarbeiten der ökologischen Umgestaltung in diesem Bereich. Während der Planung des Hochwasserschutzes konnten die Bürgerinnen und Bürger in Workshops bereits ihre Anregungen und Gedanken zur Gestaltung der Altmühlaue einbringen. Daraus resultierte auch der Wunsch, die Altmühl in das Stadtbild von Gunzenhausen besser zu integrieren. In den letzten Jahren plante das Wasserwirtschaftsamt Ansbach den ökologischen Ausbau der Altmühl. Die Herausforderungen waren vor allem ungestörte Bereiche für die Entwicklung der Tiere und Pflanzen und Naherholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung zum Erleben der Altmühl zu schaffen und in Einklang zu bringen. Alle drei Säulen „Hochwasserschutz“, „Ökologie“ und „Sozialfunktion“ des bayerischen PRO Gewässer 2030 werden damit in der Altmühlaue umgesetzt.

Abbildung 1: Lageplan der ökologischen Umgestaltung Bild vergrössern Abbildung 1: Lageplan der ökologischen Umgestaltung

Kern der Maßnahme ist der neue geschwungene Gewässerverlaufes mit einer Länge von ca. 720 m, welcher mit abwechslungsreichen Sohlbreiten und Böschungsneigungen naturnah gestaltet ist. Durch Aufweitungen, Einschnürungen und Einbau von Totholz werden die Fließgeschwindigkeiten zusätzlich variiert, wodurch unterschiedliche Lebensräume entstehen und die Artenvielfalt gefördert wird. Auch im Bereich der Stadthalle wurde die Altmühl auf einer Länge von ca. 50 m aufgeweitet, um das bestehende Regelprofil nochmals aufzubrechen.

Abbildung 2: neuer Gewässerverlauf mit Kneippbecken Bild vergrössern Abbildung 2: neuer Gewässerverlauf mit Kneippbecken

Abbildung 3: neuer Gewässerverlauf mit abgeflachtem Ufer Bild vergrössern Abbildung 3: neuer Gewässerverlauf mit abgeflachtem Ufer

Um den Wasserstand der Altmühl zu halten und den Grundwasserstand nicht zu verändern wurde ein feste Überlaufschwelle gebaut. Diese dient als Ersatz für das Reitstegwehr. Bei Niedrigwasser fließt der komplette Abfluss über den neuen Gewässerverlauf und die bestehende Altmühl bleibt durch die Überlaufschwelle aufgestaut. Der von der Altmühl abhängige Grundwasserstand wird dadurch nicht verändert. Bei höheren Abflüssen wird die Überlaufschwelle überströmt und somit der abflusswirksame Querschnitt der Altmühl vergrößert. So wird sichergestellt, dass die Maßnahme keine nachteiligen Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss hat.

Das vorhandene Reitstegwehr wird in den nächsten Jahren zurück gebaut. Derzeit ist die bestehende Fischbauchklappe abgesenkt, damit die Altmühl in diesem Bereich durchgängig ist. Der Höhenunterschied wird über eine Sohlgleite mit Beckenstruktur am Ende des neuen Gewässerverlaufs überwunden.

Für die Bürgerinnen und Bürger entstand im neuen Gewässerverlauf ein Kneippbecken. Hierfür wurde der Flusslauf aufgeweitet und mit Steinen ein Zugang zum Gewässer geschaffen. Einen optimalen Zugang zum Gewässer bietet zusätzlich das auf einer Länge von 60 m abgeflachte Ufer im Bereich des vorhandenen Sonnendecks. Durch den Steg besteht die Möglichkeit auf die neu entstandene Insel zu gelangen. Dort bietet ein Rundweg und eine Aussichtsplattform eine freie Sicht in das gegenüberliegende Storchenbiotop und die umgestaltete Altmühl.

Nach der ökologischen Umgestaltung wird zusätzlich von der Stadt Gunzenhausen ein neuer Spielplatz an der Altmühlpromenade angelegt und der Bereich vor der Stadthalle attraktiver und erlebbarer gestaltet.

Die Folgenden Abbildungen und Drohnenfotos zeigen die Fortschritte im Bau der Maßnahme.

Abbildung 4: Vor Baubeginn

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Abbildung 5: Oberbodenabtrag für den neuen Gewässerverlauf

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Abbildung 6: Maßnahme fast fertig

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Abbildung 7: Fischaufstiegsanlage

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Abbildung 8: Aussichtsplattform

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Abbildung 9: Kneippanlage

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Abbildung 10: Insel mit Steg, Rundweg und Aussichtsplattform

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Abbildung 11: Steg mit Altstadt im Hintergrund

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