Wasserwirtschaftlicher Lehrpfad Wasser und Natur Fränkische Rezat

Die Stationen des Lehrpfades

1. Hochwasserschutz und naturnahe Gewässergestaltung

Das Gruppenverfahren Mittlere Rezat

Ein nachhaltiger Hochwasserschutz und eine naturnahe Gewässergestaltung sind dem Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken und dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach wichtige gemeinsame Anliegen.

Im Bereich des Gruppenverfahrens Mittlere Rezat, in dem 30 Einzelverfahren der Flurneuordnung und Dorferneuerung durchgeführt wurden, konnten zahlreiche große und kleine Rückhaltebecken geschaffen und Maßnahmen an Gewässern in den Jahren 2000 bis 2010 verwirklicht werden. Dadurch wurde nicht nur zur Hochwasserentlastung im Rezattal beigetragen, sondern gleichzeitig Abflussbeschleunigungen entgegengewirkt, die beispielsweise durch neue Bau- und Gewerbegebiete sowie neue Straßen und Wege verursacht werden.

Wasser und Natur ist das Thema der Informationstafeln an 13 Standorten entlang der Fränkischen Rezat von Ansbach bis Windsbach. Sie zeigen beispielhafte Maßnahmen des Hochwasserschutzes und der naturnahen Gewässergestaltung.

Hochwasser Hochwasserereignisse führen zu Schäden

Die Fränkische Rezat

Die Fränkische Rezat entspringt nördlich von Oberdachstetten auf der Frankenhöhe. Bis sie in Georgensgmünd auf die Schwäbische Rezat trifft und sich mit ihr zur Rednitz vereinigt, hat sie rund 80 km, größtenteils im Landkreis Ansbach, zurückgelegt. Ihr Einzugsgebiet ist rund 450 km2 groß.

Die Untergrundverhältnisse im Einzugsgebiet prägen die Charakteristik des Gewässers. So resultiert aus den anstehenden Böden das lockere, sandige Gewässersubstrat. Daraus folgt die Tendenz zu Uferanbrüchen und Umlagerungen des Gewässers. Um diese natürlichen Prozesse zulassen zu können, muss dem Gewässer ausreichend Entwicklungsfläche zugestanden werden. Durch das Gruppenverfahren Mittlere Rezat war es möglich, Land für Uferstreifen zu erwerben. Gleichfalls konnte im Rahmen der Ländlichen Entwicklung aktiv Hochwasserschutz an der Fränkischen Rezat betrieben werden.

gewaesserschleife Naturnahes Gewässer mit vielfältigen Lebensräumen

2. Hochwasserschutz Fränkische Rezat

Der Zustand 2000 und seine Folgen

In der Vergangenheit wurde die Fränkische Rezat an verschiedenen Stellen ausgebaut und begradigt. Dort tiefte sich das Gewässer ein, ein monotones "Kastenprofil" entstand. Zahlreiche Uferanbrüche mit Vergrößerung des Abflussquerschnitts waren die Folge. Somit uferten Hochwasser weniger häufig aus und flossen beschleunigt ab. Der Prozess der Eintiefung setzte sich fort.

Ausgehend vom großen Hochwasser an Rhein und Maas wurde von der Europäischen Union das IRMA-Programm aufgestellt (Interregionale Rhein-Maas-Aktivitäten). An den Zuflüssen von Rhein und Maas sollten die Gewässer und die Überschwemmungsgebiete naturnah entwickelt werden.

Die Fränkische Rezat zwischen Ansbach und Windsbach wurde in die Gebietskulisse des IRMA-Programms aufgenommen. Es wurden zahlreiche Untersuchungen und Berechnungen durchgeführt mit dem Ziel, das ursprüngliche Hochwasserabflussverhalten wieder zu etablieren.

Digitales Gelaendemodell Die fotogrammetrische Auswertung des Talraumes ist die Grundlage für das digitale Geländemodell. Dieses bildet die Geländeoberfläche ab.

Die Ergebnisse der Variantenuntersuchung zum Hochwasserrückhalt

Ziel der Untersuchung war, die Retentionsräume der Fränkischen Rezat zu aktivieren und so Hochwasser in der Aue zurückzuhalten.

Weitere Ziele waren:

  • Hochwasserschutz von Siedlungen
  • Stabilisierung der Gewässersohle
  • Ökologische Aufwertung des Gewässers und der Talaue
  • Stärkung der Flussdynamik
  • Verbesserung der Durchgängigkeit

Die Varianten: Ökologische Umgestaltung des Talraumes, Errichtung von zwei Hochwasserrückhaltebecken in Seitentälern und eine Kombination aus beiden Maßnahmen wurden auf ihre Auswirkungen auf den Talraum sowie auf Siedlungsbereiche hin untersucht. Als Ergebnis wurden die Wasserspiegellagen für Hochwasserereignisse mit Wiederkehrhäufigkeiten 2, 5, 10, 50 und 100 Jahre berechnet (HQ2 bis HQ100).

Durch die ökologische Umgestaltung kann bei kleineren Hochwasserereignissen das Wasser zurückgehalten werden. Bei größeren Ereignissen dämpfen die Hochwasserrückhaltebecken die Abflüsse.

Das Hochwasserrückhaltebecken im Silberbachtal

Das Hochwasserrückhaltebecken im Silberbachtal ist eines der bedeutendsten wasserwirtschaftlichen Vorhaben im Gruppenverfahren Mittlere Rezat. Es soll die Ortschaft Steinbach wirksam vor Hochwasser schützen und die an der Fränkischen Rezat weiter flussabwärts liegenden Siedlungsbereiche entlasten.

Es wurde ein fünf Meter hoher Damm errichtet und auf einer Fläche von neun Hektar ein Rückhaltevolumen von 200.000 m3 geschaffen. Auf ein Anstauen des Silberbaches zu einem dauerhaften Grundsee wurde bewusst verzichtet, um

  • ausreichend Speichervolumen zu erhalten,
  • den natürlichen Zustand und die Funktion des Silberbaches und des Talraumes zu bewahren und
  • weiterhin eine landwirtschaftliche Grünlandnutzung zu ermöglichen.

Ausführliche Informationen über das Rückhaltebecken können den Tafeln an Station 3 entnommen werden.

Damm Ein Überströmen des Dammes auf gesamter Länge muss aus Standsicherheitsgründen vermieden werden. Deshalb werden HW-Rückhaltebecken mit einer Überlaufmulde ausgestattet.

3. Hochwasserrückhaltebecken Silberbachtal

Technischer Hochwasserschutz für Siedlungen an der Fränkischen Rezat

Das Hochwasserrückhaltebecken Silberbachtal ist eines der bedeutendsten wasserwirtschaftlichen Vorhaben im Gruppenverfahren Mittlere Rezat. Es soll die Ortschaft Steinbach wirksam vor Hochwasser schützen und die weiter flussabwärts liegenden Siedlungsbereiche vom Hochwasser entlasten. Außerdem ist die Wasserrückhaltung ein Ausgleich für Maßnahmen, die den Wasserabfluss beschleunigen, wie der Bau von Straßen und Wegen sowie die Anlage von Gewerbegebieten der Stadt Ansbach.

Die Flächenbereitstellung von vier Hektar für Dammbauwerk und Entschädigungsflächen erfolgte im Zuge der Flurneuordnung im Gruppenverfahren Mittlere Rezat.

Die erforderlichen Flächen wurden im Bereich zwischen Ansbach und Windsbach erworben und im Zuge der Flurneuordnung ins Rückhaltebecken verlegt. Zusammen mit dem Grunderwerb beliefen sich die Kosten des Rückhaltebeckens auf rund eine Million Euro.

Baustelle am Silberbach Das Material für das Dammbauwerk wird aus einer südlich angrenzenden Fläche entnommen.

Das Dammbauwerk

Das Dammbauwerk wurde gut in die Landschaft integriert. Kennzeichnend sind folgende bauliche Merkmale:

  • Damm in Erdbauweise
  • Hochwasserüberlaufmulde
  • Einlaufbauwerk mit Rechen
  • Auslaufbauwerk (Tosbecken)
  • Drosselschacht mit Schieber
  • Grundleitung DN 1500
  • Herstellung von Inspektions- und Wartungswegen

Der erste Spatenstich erfolgte im Juni 2006. Im unmittelbaren Anschluss wurde die Grundleitung verlegt und bereits die erste Dammschüttung vorgenommen. Das Schüttmaterial konnte seitlich des Bauwerkes entnommen werden, was zum einen den Bauablauf beschleunigte und zum anderen hohe Transportkosten ersparte. Wegen der schlechten Untergrundverhältnisse erfolgte die Dammschüttung in drei Intervallen. Durch halbjährige Schüttpausen wurde eine ausreichende Setzung und so die endgültige Bauwerkshöhe gewährleistet. Der Damm wurde im Oktober 2008 fertiggestellt.

Grundleitung Die Grundleitung ist so dimensioniert, dass erst bei größeren Hochwasserereignissen Wasser im Rückhaltebecken zurückgestaut wird.

4. Wasserrückhalt in der Fläche

Die Rückhaltungen bei Sachsen bei Ansbach

Zur Verkehrsberuhigung des Ortskerns von Sachsen bei Ansbach wurde im Osten eine Umgehungsstraße gebaut. Im Zuge des Straßenbaus entstanden mehrere Rückhaltungen (Nr. 1 bis 5). Diese verzögern den Abfluss von Oberflächenwasser in die Bäche und tragen somit aktiv zum Rückhalt in der Fläche bei.

Die Rückhaltebecken Nr. 6 und 7 dienen dem Schutz der unterliegenden Ortschaften vor Hochwasser. Sie waren eine wichtige Voraussetzung zur Umsetzung von Maßnahmen der Flurneuordnung und Dorferneuerung, insbesondere zur Verbesserung der gemeindlichen Infrastruktur.

Durch die naturnahe Ausgestaltung dieser Becken sind wechselfeuchte Retentionsflächen als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entstanden.

rueckhaltung2 Die naturnahe Ausgestaltung der Rückhaltebecken bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Vielfältige Maßnahmen der Flurneuordnung

Angesichts der Zunahme an folgenreichen Hochwasserereignissen hat der vorbeugende Hochwasserschutz in der Ländlichen Entwicklung an Bedeutung gewonnen. Im Vordergrund steht das Bemühen, Oberflächen- und Niederschlagswasser in der Fläche zurückzuhalten und so den Wasserabfluss zu verzögern.

Dies gelingt mit dezentral in der Fläche verteilten kleinen Rückhaltungen, der Mäandrierung von Gräben sowie der Ausweisung von Ufer- und Erosionsschutzstreifen.

Der oberirdische Abfluss wird auch dadurch verringert, dass das Regenwasser an Ort und Stelle versickern kann. Deshalb wird bei der Neuordnung der landwirtschaftlichen Grundstücke auf eine hangparallele Bewirtschaftung geachtet.

Außerdem werden Wirtschaftswege bevorzugt als Schotter-. und Spurwege gebaut, um den Grad der Versiegelung gering zu halten. Breite Versickerungsmulden ersetzen dort, wo es möglich ist, die Wegseitengräben.

Erosionsschutzstreifen Erosionsschutzstreifen zwischen hangparallel ausgerichteten Grundstücken wirken Bodenabschwemmungen entgegen.

5. Naturnahe Gewässerentwicklung

Gewässerschutz durch Uferstreifen

Ein Uferstreifen ist ein ausreichend breiter Saum entlang der Gewässer, der allein durch die Abstandswirkung zwischen Nutzfläche und Fluss vor Nähr- und Schadstoffeinträgen schützen und Entwicklungsspielraum ermöglichen soll. Durch den "Freiraum" nimmt der Gewässerverlauf wieder natürliche Krümmungen ein, die Fließstrecke wird verlängert, Fließgeschwindigkeit und Eintiefung der Gewässersohle nehmen ab, der Hochwasserabfluss im Flussbett wird verzögert. Es entstehen gewässertypische Ufer- und Sohlstrukturen.

Des Weiteren dient der Bewuchs auf den Schutzstreifen der Beschattung des Gewässers und dem Uferschutz. Durch das Blätterdach werden die Erwärmung und ein übermäßiges Algenwachstum vermieden. Das Wurzelwerk schützt das Ufer auf natürliche Weise vor Erosion.

Eine extensive Grünlandnutzung in der Aue ist anzustreben. Dadurch kann der Eintrag von Nährstoffen in das Gewässer vermindert werden.

Mindestbreite des Uferstreifens Die Mindestbreite des Uferstreifens hängt von Größe und Gestalt des Gewässers ab, sollte jedoch mindestens 10 Meter betragen. Ein durchgehender Uferstreifen vernetzt unterschiedliche Lebensräume in Längsrichtung des Gewässers.

Bodenmanagement als Voraussetzung für die Gewässerentwicklung

Die Ausweisung von Uferschutzstreifen ist eine Möglichkeit, um der Gewässerentwicklung Raum zu geben. Dafür wird jedoch fast immer landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt. Hier kann das Bodenmanagement der Ländlichen Entwicklung helfen. Dieses Instrument garantiert, dass den unterschiedlichen Interessen der Grundeigentümer, der Landwirtschaft und dem Gemeinwohl Rechnung getragen und ein fairer Interessenausgleich hergestellt wird.

Ziel ist, den Grundbesitz so neu einzuteilen, dass er den Ansprüchen verschiedener Nutzer nach Lage, Form und Größe gerecht wird. Dies gelingt, wenn Grundstücke getauscht und zusammengelegt werden.

Bodenmanagement heißt:

  • frühzeitig und vorausschauend Land zu erwerben, um den Flächenbedarf für neue Vorhaben abzudecken,
  • intensiv mit allen Grundeigentümern zu verhandeln,
  • den Wert der Grundstücke zu ermitteln, um eine wertgleiche Neuordnung zu garantieren,
  • die Neuordnung der Grundstücke zu konzipieren,
  • die neuen Grundstücke abzumarken und zu vermessen,
  • die Rechtsverhältnisse zu regeln und
  • neue Grundbuch- und Katasterunterlagen auszuarbeiten
Rezat nach Baufertigstellung Verlegtes Bachbett der Rezat nach Baufertigstellung.

6. Lebensraum Fließgewässer

Gewässerstruktur als Qualitätsmerkmal

Fische sind aus vielerlei Gründen auf Wanderungen im Gewässer angewiesen:
  • Absetzung des Laichs an dafür passenden entfernter gelegenen Plätzen,
  • zum Aufsuchen von Gewässerabschnitten mit günstigeren Ernährungsbedingungen,
  • zur Wiederbesiedlung von verarmten Gewässerabschnitten,
  • um die flussabwärts gerichtete Drift zu kompensieren,
  • um Teillebensräume während eines Jahres zu wechseln und
  • um in bestimmten Entwicklungsstadien unterschiedliche Abschnitte aufsuchen zu können.

Ein neues Gewässerbett mit Fischtreppe ermöglicht den Fischen die Umwanderung des ehemaligen Mühlenwehres. Öffnungen in den Sohlschwellen und ein minimaler Überfall an den Schwellen gewährleisten dies. Die Fische wandern in Richtung der Lockströmung, deshalb ist beim Bau von Fischaufstiegshilfen auf eine ausreichende Wasserführung im neuen Gerinne zu achten.

Absturz Wehre und Abstürze unterbinden die natürliche Durchgängigkeit.

Wanderwege für Fische

Große Anstrengungen im Gewässerschutz haben die Qualität unserer Bäche und Flüsse in den letzten Jahrzehnten spürbar verbessert. Um jedoch ihrer Eigenschaft als Lebensraum gerecht zu werden, muss neben der Wasserqualität auch eine natürliche Gewässerstruktur vorhanden sein.

In der Vergangenheit wurden Gewässer zur Landgewinnung, Siedlungsentwicklung, zum Hochwasserschutz oder zur Wasserkraftnutzung ausgebaut. Die natürliche Dynamik und die Vernetzung mit der Aue ist vielerorts unterbunden.

Weite Teile unserer Gewässer sind immer noch naturfern ausgebaut. Quer- und Längsverbauten zwingen unsere Bäche in ein Korsett.

Natürliche Fließgewässer leben jedoch von ihrer Dynamik und prägen so die Landschaft. Naturnahe Flüsse sind mit der Aue verzahnt. Viele Pflanzen- und Tierarten finden hier einen Lebensraum. Die Auenlandschaft dient darüber hinaus als natürlicher Rückhalteraum bei Hochwasser.

Fischtreppe Immeldorf einige Jahre nach Fertigstellung Fischtreppe Immeldorf einige Jahre nach Fertigstellung

7. Hochwasserschutz Immeldorf

Berechnung des Überschwemmungsgebietes

Große Teile von Immeldorf, insbesondere die tiefer gelegenen Teile an der Fränkischen Rezat und am Büschelbach, wurden in den früheren Jahren häufig überflutet. Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach wurde deshalb vom Markt Lichtenau gebeten, Möglichkeiten zum Hochwasserschutz zu untersuchen.

Grundlage für die Planung war die hydrotechnische Hochwasserberechnung. Der Talraum wurde hierzu mittels Bildflug aufgenommen. Die Aufnahmen wurden fotogrammetrisch ausgewertet und anschließend ein Modell des Geländes in digitaler Form erstellt. Dieses dient der Berechnung des Wasserstands im Hochwasserfall. Ebenso ist der Zustand mit dem geplanten Hochwasserschutz simulierbar.

Die Realisierung des Hochwasserschutzes war nur möglich, nachdem der Freistaat Bayern im Rahmen der Ländlichen Entwicklung den Grund erwerben konnte.

Überschwemmungsgebiet Berechnetes Überschwemmungsgebiet der Rezat für HQ100

Hochwasserschutzmaßnahmen an der Fränkischen Rezat

Im Jahr 2005 plante das Wasserwirtschaftsamt Ansbach den Hochwasserschutz im Auftrag des Bezirks Mittelfranken. Das Rechtsverfahren führte das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken durch. Die wasserrechtliche Genehmigung wurde im Jahr 2006 erteilt.

Der Bau erstreckte sich über die folgenden zwei Jahre. Neben den Maßnahmen zum Hochwasserschutz wurden das alte Wehr der Immeldorfer Mühle umgebaut und eine Fischtreppe angelegt.

Folgende Einzelmaßnahmen wurden durchgeführt:

  • Hochwasserdeich 250 m lang und 1,70 m hoch
  • Flutmulden am Büschelbach und an der Fränkischen Rezat
  • Verlegung der Fränkischen Rezat und Wiederherstellung eines Altarmes
  • Bau einer Flutbrücke
  • Umbau des ehemaligen Wehres
  • Anlage einer Fischtreppe

Zudem baute der Markt Lichtenau eine neue Rezatbrücke samt Straßenanbindung. Nur in Verbindung mit dem Hochwasserrückhaltebecken am Büschelbach (Tafelstandort 8) ist der Hochwasserschutz voll wirksam.

Rezatverlegung Rezatverlegung, Brücken und Flutmulde am Büschelbach

Bodenmanagement als Voraussetzung für den Hochwasserschutz

Oftmals verfügt die öffentliche Hand gerade dort, wo die Anlage von Hochwasserschutzeinrichtungen notwendig ist, über keine geeigneten Grundstücke. Hilfestellung zur Flächenbereitstellung im Einklang mit landwirtschaftlichen und privaten Interessen bietet die Ländliche Entwicklung.

Mit dem Bodenmanagement gelingt es, an nahezu beliebiger Stelle des Flurneuordnunggebietes erworbene Flächen in den Bereich von Bauvorhaben zu verlegen und den dort betroffenen Grundstückseigentümern wertgleiches Ersatzland zur Verfügung zu stellen.

Das Bodenmanagement ist eine ganz entscheidende Voraussetzung für einen bürgernahen Vollzug eigentumsrechtlicher Regelungen. Es ist gleichzeitig auf einen Flächen sparenden und Ressourcen schonenden Umgang mit dem nicht vermehrbaren Gut Grund und Boden ausgerichtet.

8. Hochwasserrückhaltebecken am Büschelbach

Ein Beitrag zum Hochwasserschutz in Immeldorf

Neben der Fränkischen Rezat führte der Büschelbach regelmäßig zu Überflutungen. Die Wassermenge, die das Abflussvermögen des Büschelbachs übersteigt, musste von Immeldorf fern gehalten werden. Deshalb errichtete der Markt Lichtenau das Rückhaltebecken.

Während der Bauzeit (Oktober 2008 bis Juli 2009) wurden rund 35.000 m3 Erde bewegt. Das Becken ist so konzipiert, dass anstatt des natürlichen Hochwasserabflusses von 6,5 m3/s maximal 3,0 m3/s in Richtung Immeldorf abgeleitet werden.

Technische Daten:

  • Nutzbarer Stauraum/Vollstauziel: ca. 40.000 m3
  • Drosselabfluss: 3,0 m3/s
  • Bemessung der Hochwasserentlastung bei HQ100 = 6,5 m3/s
  • Querschnitt der Drossel: 0,62 m x 0,60 m
  • Kronenhöhe der Bachsohle: 7,15 m
  • Verbrauchter Beton: 520 m3
  • Verbrauchter Baustahl: 35 t
  • Mutterbodenarbeiten: 2.800 m3
  • Bodenabtrag: 16.000 m3
  • Dammvolumen: 15.000 m3

Unvorhersehbare Grundwassereintritte erschwerten die Materialentnahme und anschließende Verdichtung des Dammes.

Stauraum - Blick vom Damm Stauraum - Blick vom Damm

9. Sauberes Wasser für eine intakte Umwelt

Kläranlagen verbessern die Qualität der Flüsse und Bäche

Gewässerschutz ist in niederschlagsarmen Gebieten wie Westmittelfranken besonders notwendig. Hier wirkt sich jede Belastung der Gewässer auf deren Güte aus.

Noch vor 25 Jahren konnte man in Flüssen unterhalb von Städten lange Fahnen übelriechender Verschmutzung feststellen: organische Schmutzstoffe verursachen Sauerstoffschwund und Fäulnis in Fließgewässers, mineralische Pflanzenährstoffe Algenwachstum und Verkrautung.

Die jahrzehntelangen Bemühungen um den Bau von Kläranlagen und deren konsequente Überwachung haben zu beachtlichen Verbesserungen der Wasserqualität geführt. Der heutige Neu- und Umbau vieler Kläranlagen hat die weitere Verminderung der organischen Schmutzfracht und der Nährstoffe zum Ziel.

Kläranlage Lichtenau Kläranlage Lichtenau

Reduzierung des Nährstoffeintrages durch Rückhalt in der Fläche

Im Bereich des Gruppenverfahrens Mittlere Rezat zur Flurneuordnung und Dorferneuerung wurden nahezu 200 Kleinrückhaltungen und wechselfeuchte Retentionsbiotope angelegt.

Diese unterschiedlich großen, naturnah gestalteten Becken, Tümpel und Wegseitenmulden dienen dem Rückhalt von Wasser in der Fläche. Kleine Hochwasser werden dadurch gemildert.

Darüber hinaus fangen die Rückhaltungen abgeschwemmten Boden und Nährstofffe aus landwirtschaftlich genutzten Flächen auf . Das Material kann von Zeit zu Zeit entnommen und wieder auf die Äcker zurückgebracht werden. Nach der Entnahme kann sich die Natur in den Kleinrückhaltungen wieder entwickeln. Seltene Tier- und Pflanzenarten sind auf solche Pionierstandorte angewiesen.

Die wechselfeuchten Retentionsbiotope sind multifunktionale Landschaftselemente, die gleichzeitig dem Arten-, Boden- und Gewässerschutz dienen.

Naturnaher Grabenausbau Naturnaher Grabenausbau

10. Fluss und Siedlung

Brücken verbinden

In Bechhofen b. N. wurden zwischen 2000 und 2005 zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur durchgeführt. In der Dorferneuerung wurden die Ortsstraßen neu gestaltet sowie ein Dorfplatz angelegt. Zeitgleich wurde die nicht mehr sanierungsfähige Rezatbrücke samt benachbarter Flutbrücke durch eine neue Brücke ersetzt, die die gesamte Rezataue überspannt.

Die Brücke verbindet die Ortsbereiche von Bechhofen. Auch überörtlich ist die Flussquerung von Bedeutung.

Die Rezat verlief bis zum Brückenbau strömungstechnisch ungünstig. Ihr geknickter Verlauf vor der Brücke führte zu wiederkehrenden Anlandungen, die regelmäßig zu entfernen waren. Dies war Anlass, die Rezat auf einer Länge von 300 m zu verlegen, naturnah auszubauen und in strömungsgünstiger Linienführung auf die neue Brücke zuzuleiten. Diese entstand als Dreifeldbrücke etwas 30 m oberhalb des alten Bauwerks. Die Zuführung der Ortsstraßen zur neuen Brücke erfolgte wiederum in der Dorferneuerung.

neue Brücke Nach der Flussverlegung wird die neue Brücke errichtet

Das Hochwasserrückhaltebecken Wernsbach

Zum Schutz des Ortsteiles Wernsbach vor Hochwasser plante das Wasserwirtschaftsamt Ansbach im Auftrag der Gemeinde Neuendettelsau ein Hochwasserrückhaltebecken. Die Flächenbereitstellung erfolgte im Rahmen der Flurneuordnung.

Neben dem Hochwasserschutz wird auch ein Ausgleich für Flächenversiegelungen im Einzugsgebiet hergestellt.

Der Wernsbach entspringt bei Neuendettelsau und mündet oberhalb von Windsbach in die Fränkische Rezat.

Der im Becken durch den Rückhlateraum von 62.000 m3 gedrosselte Abfluss trägt dazu bei, die Abflussspitze der Fränkischen Rezat zu verringern und zu verzögern.

Auslaufbauwerk Damm mit Blick auf das Auslaufbauwerk

11. Hochwasserrückhaltebecken Wernsbach

Ein Beitrag zum Hochwasserschutz in Wernsbach

Wernsbach und Wernsmühle wurden immer wieder von Hochwasser heimgesucht. Im Auftrag der Gemeinde Neuendettelsau plante das Wasserwirtschaftsamt Ansbach deshalb ein Hochwasserrückhaltebecken. Die Flächen wurden in der Flurneuordnug bereitgestellt, die Ausführung übernahm die Gemeinde Neuendettelsau.

Neben dem Hochwasserschutz wird ein Ausgleich für Flächenversiegelungen im Einzugsgebiet hergestellt. Der im Becken gedrosselte Abfluss trägt dazu bei, die Abflussspitze der Fränkischen Rezat zu verringern und zu verzögern.

Vom maßgeblichen 100 jährlichen Hochwasserereignis von 11,5 m3/s werden lediglich 3 m3/s aus dem Becken weitergeleitet. Dieser Abfluss ist schadlos für die unterhalb liegenden Ortschaften. Die restliche Wassermenge wird im Becken zurückgehalten und verzögert abgeleitet.

Technische Daten:

  • Stauraum: 62.000 m3
  • Drosselabfluss: max. 3 m3/s
  • Dammvolumen: 21.000 m3
  • Dammhöhe über Gelände: 6,5 m
  • Dammkrone: 415,00 m ü. NN
  • Bauzeit: Oktober 2004 bis November 2005
Schussrinne Die Schussrinne zur Ableitung des Hochwassers wird befestigt.

12. Arten- und Biotopschutz

Bodenmanagement als Voraussetzung für den Artenreichtum

Die Ländliche Entwicklung half bei der Umsetzung eines Projektes des Bayer. Arten- und Biotopschutzprogrammes. Leitbild dieses Projektes ist, das Tal der Fränkischen Rezat als vielfältige und offene Aue zu erhalten und als Grünland zu nutzen. Der Fränkischen Rezat soll Raum gegeben werden, sich als naturnaher Fluss mit weitgehender Eigendynamik zu entwickeln. Damit werden sowohl der Lebensraum für wiesenbrütende Vogelarten als auch die floristische Ausstattung erhalten und verbessert.

In den Flurneuordnungen Neuses b. W. und Windsbach ist es mit einer differenzierten Neuordnung gelungen,

  • dem Freistaat Bayern,
  • der Evanglisch-Lutherischen Kirchenstiftung Windsbach,
  • der Stadt Windsbach und
  • der Wildland Stiftung Bayern

Grundstücke in den ökologisch bedeutsamsten Bereichen der Rezataue mit einer Fläche von nahezu 27 Hektar zuzuteilen.

Wasserhahnenfuß Areale für viele Pflanzenarten, wie z.B. den Wasserhahnenfuß, entstehen durch das Bodenmanagement.

13. Hochwasserschutz und naturnahe Gewässergestaltung

Das Gruppenverfahren Mittlere Rezat

Ein nachhaltiger Hochwasserschutz und eine naturnahe Gewässergestaltung sind dem Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken und dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach wichtige gemeinsame Anliegen.

Im Bereich des Gruppenverfahrens Mittlere Rezat, in dem 30 Einzelverfahren der Flurneuordnung und Dorferneuerung durchgeführt wurden, konnten zahlreiche große und kleine Rückhaltebecken geschaffen und Maßnahmen an Gewässern in den Jahren 2000 bis 2010 verwirklicht werden. Dadurch wurde nicht nur zur Hochwasserentlastung im Rezattal beigetragen, sondern gleichzeitig Abflussbeschleunigungen entgegengewirkt, die beispielsweise durch neue Bau- und Gewerbegebiete sowie neue Straßen und Wege verursacht werden.

Wasser und Natur ist das Thema der Informationstafeln an 13 Standorten entlang der Fränkischen Rezat von Ansbach bis Windsbach. Sie zeigen beispielhafte Maßnahmen des Hochwasserschutzes und der naturnahen Gewässergestaltung.

(Bilder siehe Station 1)

Die Fränkische Rezat

Die Fränkische Rezat entspringt nördlich von Oberdachstetten auf der Frankenhöhe. Bis sie in Georgensgmünd auf die Schwäbische Rezat trifft und sich mit ihr zur Rednitz vereinigt, hat sie rund 80 km, größtenteils im Landkreis Ansbach, zurückgelegt. Ihr Einzugsgebiet ist rund 450 km2 groß.

Die Untergrundverhältnisse im Einzugsgebiet prägen die Charakteristik des Gewässers. So resultiert aus den anstehenden Böden das lockere, sandige Gewässersubstrat. Daraus folgt die Tendenz zu Uferanbrüchen und Umlagerungen des Gewässers. Um diese natürlichen Prozesse zulassen zu können, muss dem Gewässer ausreichend Entwicklungsfläche zugestanden werden. Durch das Gruppenverfahren Mittlere Rezat war es möglich, Land für Uferstreifen zu erwerben. Gleichfalls konnte im Rahmen der Ländlichen Entwicklung aktiv Hochwasserschutz an der Fränkischen Rezat betrieben werden.

(Bilder siehe Station 1)

Der Hochwasserschutz in Windsbach

Die im Talraum der Fränkischen Rezat stehenden Gebäude wurden in der Vergangenheit regelmäßig von Hochwasserereignissen heimgesucht. Als erste Verbesserung wurde im Jahr 1989 ein Hochwasserdeich errichtet. Im Jahr 2004 wurde der Deich am Westende des Ortes um rund 130 m verlängert. So konnte der Hochwasserschutz für diesen Bereich bis zu einem 50 jährichen Hochwasserereignis umgesetzt werden.

Das Einzugsgebiet der Fränkischen Rezat in Windsbach ist rund 280 km2 groß. Während der mittlere Abfluss lediglich 2 m3/s beträgt, schwillt der Abfluss bei einem hundertjährlichen Hochwasser auf über 130 m3/s an. Dann reichen auch die vorhandenen Schutzeinrichtungen nicht mehr aus.

Hinter dem Deich wurde als Ausgleich ein Biotop angelegt. Dieser feuchtere Standort bietet für Wiesenbrüter wie die Bekassine einen idealen Lebensraum.

Deich Der neue Deich schützt vor Hochwasser