Wasserwirtschaftlicher Lehrpfad an der Haslach in Burghaslach

Die Stationen des Lehrpfades

1. Platz für Mensch und Natur

Ein naturnaher Flussverlauf schafft Lebensräume und schützt vor Überflutungen
Wie die meisten Gewässer wurde auch die Haslach in der Vergangenheit an die vielfältigen Nutzungsansprüche ihrer Anlieger angepasst und entsprechend begradigt. Im Rahmen der Baumaßnahme zum Hochwasserschutz der Marktgemeinde Burghaslach wurde ein 400 m langer Gewässerabschnitt unterhalb des Auslaufbauwerkes in einen naturnahen, charakteristisch geschwungenen Zustand überführt.

Durch Erwerb von breiten Uferstreifen bei gleichzeitigem Rückbau von Uferbefestigungen wird der Haslach ermöglicht, ihren Verlauf dynamisch weiterzuentwickeln.

Der ständige Ausgleich zwischen Erosion und Sedimentation trägt wesentlich dazu bei, dass Eintiefungstendenzen an der Gewässersohle gestoppt und die Fließgeschwindigkeit reduziert werden können. Es bildet sich ein natürlicher Gleichgewichtszustand aus, der früher mit Querbauwerken wie Sohlschwellen oder Abstürzen künstlich erzwungen werden musste.

Die Kraft des fließenden Wassers sorgt für wechselnde Flussbreiten und Krümmungen bis hin zu Laufverlagerungen, für Ausbildung von Inseln, Untiefen, Kolken und somit auch für rasch und langsam fließende Bereiche. Es entsteht ein breites Spektrum an unterschiedlichen Lebensräumen für unzählige Pflanzen und Tierarten.

Gewässerrandstreifen Bild vergrössern Breite Gewässerrandstreifen lassen nicht nur genügend Platz zur dynamischen Eigenentwicklung des Flusses, sie übernehmen auch die Funktion eines Pufferstreifens zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen und dem Gewässer. Durch Sie können diffuse Stoffeinträge wie die von Stickstoff, Phosphor oder Pflanzenschutzmitteln wirksam reduziert werden

2. Gewässergüte der Haslach

Saubere Gewässer - Lebensgrundlage für alle
Noch in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte man in den Flüssen unterhalb von Siedlungen lange Fahnen übelriechender Verschmutzung feststellen.

Die jahrzentelangen Bemühungen um den Bau von Kläranlagen, Kanalnetzen und deren Überwachung haben zu einer beachtlichen Verbesserung der Gewässergüte geführt.

Das Abwasser von rund 870 Einwohnern im Einzugsgebiet der Haslach oberhalb von Burghaslach wird hauptsächlich in Teichkläranlagen gereinigt. Dort findet der Abbau von organischem Material statt. Die Belastung der Gewässer mit organischen Stoffen wird dadurch deutlich reduziert. Burghaslach selbst ist an die Kläranlage Schlüsselfeld angeschlossen.

Pflanzennährstoffe durch Abschwemmungen von Wiesen und Feldern belasten die Gewässer zusätzlich. Durch angepasste landwirtschaftliche Nutzung und die Ausweisung von Uferstreifen entlang der Gewässer werden diese vor Nähr- und Schadstoffeinträgen geschützt.

3. Kühles Nass für Körper und Geist

12 Brunnen speisen die Kneipp-Anlage
Das Wassertreten ist eine der bekanntesten Anwendungen des Wörishofener Pfarrers und "Wasserarztes" Sebastian Kneipp (1821 bis 1897). Wasser ist ein ideales Medium, um Wärme- oder Kältereize zu transportieren. In erster Linie ist die Wassertherapie ein Gefäßtraining: die Blutgefäße bleiben elastisch und anpassungsfähig, die Durchblutung wird gefördert und die Abwehrkräfte des Körpers werden angeregt.

Im Talgrund der Haslach liegt ein "artesisch gespanntes" Grundwasser vor. Dieses wird unterhalb der Dammaufstandsfläche mit Hilfe von "Entspannungsbrunnen" gewonnen und weitergeleitet.

Bevor das gesammelte Grundwasser der Haslach zufließt, wird es zur Speisung des Kneippbeckens genutzt. Dadurch bleibt das Wasser im Becken stets frisch und angenehm kühl.

Kneippanlage Kneippanlage

4. Die Durchgängigkeit der Haslach

Ein Betriebsauslass dient als Fischpass
Der Einbau eines Hochwasserdammes quer zur Fließrichtung der Haslach stellt für die Bewohner des Gewässers eine nicht zu überwindende Barriere dar. Der naturnahe Wasserbau bzw. die natürliche Durchgängigkeit eines Gewässers sind gesetzlich verankerte Ziele. Aus diesem Grund wurde am Hochwasserrückhaltebecken Burghaslach das Auslaufbauwerk durch zusätzliche Einbauten als Fischtreppe ausgestaltet.

Kleine Schwellen und die dazwischen liegenden Becken ermöglichen den Tieren die Passage. Die Schwellhöhe ist leicht zu überwinden und in den Becken können sich die Fische ausruhen. Neben den in der Haslach vorkommenden Fische wie Aitel, Aal, Bachforelle und Weißfisch, wird auch Amphibien und Insekten die Wanderung ermöglicht.

Unerlässlich ist bei Aufstiegshilfen die sogenannte Lockströmung, von der die Fische angezogen werden. Um diese Voraussetzung zu erfüllen wurde ein neues Bachbett neben dem Grundsee errichtet.

Bachforelle, Aitel, Weißfisch, Aal Bachforelle, Aitel, Weißfisch, Aal

5. Hochwasser in Burghaslach

Häufige Überschwemmungen erfordern wirkungsvolle Maßnahmen...
Bereits ab 16 m³/s führen Abflüsse der Haslach in Burghaslach zu Schaden bringendem Hochwasser. Die Problematik wird dadurch verstärkt, dass die Einzugsgebiete von Rimbach und Freihaslacher Bach, die ab ihrem Zusammenfluss die Haslach bilden, annähernd gleich groß sind. Dadurch überlagern sich die Hochwasserwellen mit gleicher Anlaufzeit in der Spitze - die Gefahr von Überflutungen steigt.

Aus der Luftbildauswertung, Nutzungskartierung und der Vermessung des Flusslaufes wurde ein digitales Geländemodell erstellt. Aus diesem können Talquerschnitte entwickelt werden, die als Grundlage für die Wasserspiegelberechnung dienen. Das so berechnete Überschwemmungsgebiet eines 100-jährlichen Hochwassers würde in Burghaslach ca. 6,3 ha überfluten. Dies entspricht einem Abfluss von 36 m³/s.

Foto des Hochwassers von 1972 Beim Hochwasser von 1972 standen die Fluten der Haslach kniehoch in den Betriebsräumen der Brauerei Finster

6. Hochwasserschutz für Burghaslach

Das Rückhaltebecken an der Haslach
Zum Schutz vor Hochwasser wurde ein Rückhaltebecken geplant, für dessen Ausbauwassermenge das 100-jährliche Hochwasser zu Grunde lag. Als maximal zulässiger Basisabfluss können dabei 15 m³/s schadlos durch Burghaslach abgeleitet werden. Es wird sowohl die Abflussspitze, als auch der zeitliche Verlauf des Hochwassers beeinflusst.

Über den Grundablass kann das Becken vollständig entleert werden. Der Betriebsauslass drosselt das Hochwasser und führt den für das Gewässer verträglichen Basisabfluss ab. Dieser kann durch eine Hubschütze variiert werden. Aus Gründen der Anlagensicherheit wurde eine ca. 30 m breite Hochwasserentlastung errichtet. Auch die Durchgängigkeit für Fische, Insekten und Amphibien war ein wichtiger Aspekt bei der Planung.

Das Rückhaltebecken an der Haslach Bild vergrössern Als Dammbauwerk wurde ein Erddamm mit Kerndichtung gewählt. Dabei wird besonders dichtes Material in den Kern eingebaut. Anfallendes Sickerwasser wird durch einen Böschungsfußfilter abgefangen

7. Strukturreichtum durch Totholz

Wie abgestorbene Bäume einen Flusslauf beleben
Die Haslach ist ein Keuperfluss. Da die Gewässersohle eines solchen von Haus aus als strukturschwach zu bewerten ist, kommt dem Ufergehölz eine besondere Bedeutung zu. Neben den lebenden Bäumen erfüllt auch Totholz im und am Fließgewässer eine ganze Reihe morphologischer und biologischer Funktionen.

Totholz verändert kleinräumig Abflussverhalten und Strömungsverhältnisse. Im Strömungsschatten von Totholz landet mitgeführtes Material an. Die Gewässersohle wird dadurch abwechslungsreicher. Für den Flusslauf ergibt sich insgesamt eine größere Formen- und Strömungsvielfalt.

Da Totholz organisches Material zurückhält, welches als Nahrung für Kleintiere dient, trägt es zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Fischökologisch verbessert Totholz nicht nur die Qualität der Nahrungräume sondern auch alle anderen der Fischfauna dienlichen Funktionen (Laichplätze, Jungfisch-, Winter- oder Hochwassereinstände und Deckung vor Raubfischen).

Allerdings muss, um Schäden bei Hochwasser zu vermeiden, im Bereich von Brücken und Bauwerken Treibholz entfernt werden.

Zeichnung eines strukturreichen Fließgewässers Bild vergrössern Selbst im abgestorbenen Zustand fördert das Holz den Strukturreichtum im Gewässer

8. Haslach - ein Gewässer im Gipskeuper

Das anstehende Gestein prägt das Gewässer
Aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften einzelner Gesteine treten unterschiedliche Erosionsformen auf. Neben dem Talprofil nimmt das Gestein Einfluss auf Wasserhaushalt, Boden, Flora und Fauna.

Das Einzugsgebiet der Haslach befindet sich im Tonsteingebiet des Gipskeupers. Die Gewässer entspringen an den Quellhorizonten zwischen Sandstein und den wasserstauenden Ton- und Mergelsteinen. Während sich im Oberlauf noch flache Bachbetten mit grobkörnigen Sedimenten finden, setzt sich im weiteren Verlauf toniges Material durch. Auf diesen feinen Sedimenten finden höhere Wasserpflanzen gute Lebensbedingungen.

Der Gewässerlauf ist gestreckt bis leicht gewunden. Der Gewässerquerschnitte ist meist kastenförmig ausgeprägt. Das Tal ist als Mulden- bis Kerbtal ausgebildet.

Der dichte Untergrund verhindert gerade in Zeiten niedriger Ablüsse eine Zuspeisung aus dem Grundwasser.

9. Das digitale Geländemodell

... wie man ein Überschwemmungsgebiet ermittelt
Die Ermittlung des Überschwemmungsgebietes der Haslach erfolgt mit Hilfe des hydraulischen Modells.

Eine fotogrammetrische Auswertung des Talraums ist die Grundlage für die Erstellung des digitalen Geländemodells. Darüberhinaus werden Informationen über die unterschiedlichen Nutzungen der Flächen benötigt.

In speziellen Bildflügen wird das Gelände durch je zwei Bilder mit rund 60% Längsüberdeckung in drei Dimensionen erfasst. Die nicht aus der Luft sichtbaren Bereiche wie Flussbett, Brücken oder Wehre erfasst man durch eine terrestrische Vermessung vor Ort.

Anschließend wird das Geländemodell mit dem statistisch ermittelten 100jährlichen Hochwasser mittels einer computergestützten Simulation "geflutet".