Hochwasserschutz Gutenstetten

Hochwasserproblematik im Steinachtal

Die Steinach ist ein regional bedeutsames Fließgewässer (Gewässer II. Ordnung) im südlichen Steigerwald. Sie mündet unterhalb von Gutenstetten in die Aisch. Das Einzugsgebiet der Steinach umfasst eine Fläche von AEo = 46 km². Extreme Niederschläge, zum Teil verbunden mit Schneeschmelze und gefrorenen Böden, haben immer wieder zu großen Hochwässern geführt. Das Steinachgebiet liegt in der geologischen Raumeinheit des Gips- und Sandsteinkeupers. Die hier vorherrschenden schweren Böden weisen ein geringes Versickerungsvermögen auf, ein hoher Anteil der Niederschläge gelangt zum Abfluss.

Im Steinachtal gibt es seit Menschengedenken schadenbringende Hochwasserereignisse. Der Mensch konnte sich früher nicht gegen derartige Naturereignisse schützen. Die Siedlungen lagen daher außerhalb der Flussauen oder die Menschen lebten und arrangierten sich mit dem Hochwasser. Einen wesentlichen Einfluss auf das Flussregime übten auch die zumeist mit Beginn der Industrialisierung errichteten zahlreichen Mühlen aus, denn die Stauanlagen und Mühlkanäle mussten künstlich angelegt werden.

Der zunehmende Siedlungsdruck führte in Gutenstetten wie im gesamten Aischgrund dazu, dass nun auch die Talräume mehr und mehr bebaut wurden und Flussregulierungen durchgeführt wurden. Diese dienten neben der Besiedelung auch der Gewinnung landwirtschaftlicher Produktionsflächen.

Das Hochwasser der Steinach weist aufgrund der geologischen und topografischen Verhältnisse einen schnellen Anstieg und eine hohe Abflussspitze auf.

Hochwasserschutzkonzept

Das Hochwasserschutzkonzept gliedert sich in zwei wesentliche Teile:

1. Errichtung eines Hochwasser-Rückhaltebeckens:

Das Rückhaltebecken im Steinachtal unmittelbar oberhalb des Ortsbereiches von Gutenstetten bewirkt eine Reduzierung und Dämpfung der Abflussspitze des Hochwassers.

2. Maßvoller Steinachausbau im Ortsbereich:

Dieser ist erforderlich, da im Rückhaltebecken nur ein begrenzter Stauraum zur Verfügung steht.

Durch die Kombination der beiden Maßnahmen kann ein Jahrhunderthochwasser der Steinach mit einem ausreichenden Sicherheitsfreibord zuverlässig abgeleitet werden.

Beschreibung der wesentlichen Elemente

Das von Westen breitflächig zuströmende Hochwasser wird in einem Rückhaltebecken mit einem nutzbaren Stauraum von ca. 360.000 m³ aufgefangen und über eine Abflussdrossel wieder abgegeben. Durch das Becken wird ein Jahrhunderthochwasser mit maximaler Fülle und einer Hochwasserspitze von 27 m³/s auf ca. 16 m³/s reduziert. Das maximale Abflussvermögen der Steinach beträgt innerhalb von Gutenstetten nur ca. 12 m³/s. Somit sind auch im Ortsbereich noch ergänzende Schutzmaßnahmen erforderlich.

Die weitere Ableitung des Hochwassers wird durch einen Ausbau der Steinach sichergestellt. Hierzu wird der Abflussquerschnitt erweitert bzw. Engstellen beseitigt. In einigen Bereichen werden Hochwassermauern errichtet, die Ausuferungen im Siedlungsbereich zuverlässig verhindern.

Historie

 

Die Planung des Hochwasserschutzes von Gutenstetten hat einen längeren Werdegang. Der wasserwirtschaftliche Entwurf des WWA Ansbach stammt bereits aus dem Jahr 2006. Die weitere Umsetzung der Planung wurde kritisch begleitet von einer örtlichen Bürgerinitiative, die ein Bürgerbegehren initiierte. Das Vorhaben war anschließend auch Gegenstand einer Petition an den bayerischen Landtag. Der Planfeststellungsbescheid des Landratsamtes Neustadt a.d. Aisch – Bad Windsheim aus dem Jahr 2010 wurde mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht im Jahr 2011 angefochten. Der Baubeginn des Vorhabens war schließlich im Juni 2012. Die Fertigstellung der gesamten Maßnahme erfolgte im Jahr 2015.

Variantenuntersuchung

Die ebenfalls im Zuge dieser Planung untersuchten Varianten

  • Wasserrückhalt in der Fläche, mehrere Kleinrückhaltungen
  • vollständige Eindeichung
  • vollständiger Gewässerausbau
  • mobile Schutzsysteme

erwiesen sich als undurchführbar bzw. als unwirtschaftlich.

Die Ausführungsvariante stellt mit Abstand die optimalste Lösung zur Umsetzung des Hochwasserschutzes von Gutenstetten dar.