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Fischereibiologische Untersuchungen zur Effizienz der Fischaufstiegshilfe in der Fränkischen Rezat bei Immeldorf
Die Fischaufstiegsanlage als Teilelement der Hochwasserschutzmaßnahme Immeldorf
Um die Fränkische Rezat - ein fischfaunistisches Vorranggewässer - in diesem Bereich wieder biologisch durchgängig zu gestalten, entstand ein neuer ca. 130 m langer Gewässerlauf. (Abb. 1). Bestandteil der Planung war auch die Anlage eines Umgehungsgerinnes für Gewässerorganismen (2008).
In diesem neu geschaffenen Gewässerabschnitt umgehen Fische und sonstige Gewässerorganisman das bislang nicht passierbare Mühlwehr. Diese Durchgängigkeit ist essentieller Baustein für den Erhalt der Biodiversität und die ökologische Funktionsfähigkeit von Fließgewässern. Um einen ausreichenden Wasserstand im Umgehungsgerinne zu gewährleisten, wurden 13 Querriegel eingebaut (Abb. 2).
Um eine möglichst gute Passierbarkeit zu gewährleisten, wurde in Absprache mit dem Fachberater für Fischerei beim Bezirk Mittelfranken festgelegt, die Querriegel mit rund 20 cm breiten Öffnungen zu versehen (Migrationskorridore).
Die Dimensionierung und Anpassung der hydraulischen Grenzwerte (Fließgeschwindigkeit, Höhendifferenz und Energieeintrag) ist auf die zu erwartende Fischart abzustimmen. Die Kenntnis der Leistungsfähigkeit und Körperdimension der potentiell vorkommenden Arten ist wesentlich für die Bemessung der Fischaufstiegsanlage (FAA).
Eine Fischaufstiegsanlage dient nicht nur als Umgehung eines Wanderhindernisses, sondern ist selbst auch Ersatzlebensraum. Totholz - als Strukturelement - bestimmt erheblich die biologische Vielfalt eines Fließgewässers. Um die Strukturvielfalt der FAA Immeldorf zu verbessern, wurden deshalb Wurzelstöcke eingebracht.
Diese Wurzelstöcke dienen den Fischen u.a. als Unterstand und Jungfischhabitat. Durch die Gestaltung des Umgehungsgerinnes in Form eines strukturierten Bachlaufs, wurde einem Grundsatz bei Errichtung einer FAA Rechnung getragen. Hierdurch wird die FAA nicht nur passierbar, sondern auch besiedelbar.
Die für die Auffindbarkeit von Fischaufstiegsanlagen wichtige Lockströmung im Unterwasser und eine ausreichende Dotation kann gewährleistet werden, da der gesamte Abfluss - bis zum Mittelwasserabfluss - über das neue Gerinne geleitet wird. Erst hiernach erfolgt auch ein Abfluss über das neue Wehr. Eine ausreichend bemessene Restwassermenge gewährleistet neben dem min. erforderlichen Wasserstand eine hinreichende Sauerstoffversorgung für die aquatische Fauna. Durch die Kombination der Auffindbarkeit der FAA Immeldorf mit deren Passierbarkeit, ist die grundsätzliche Funktionsfähigkeit der neuen Anlage gewährleistet.
Nach den allgemeinen Grundsätzen der Gewässerbewirtschaftung sind Funktion und Leistungsfähigkeit der Gewässer als Bestandteil des Naturhaushalts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu verbessern und nicht naturnah ausgebaute Gewässer soweit wie möglich wieder in einen natürlichen Zustand zu bringen (§ 6 WHG).
Durch die FAA Immeldorf, als ökologisch wirksame Maßnahme, konnte an einm weiteren Querbauwerk in der Fränkischen Rezat - den genannten Grundsätzen folgend - die biologische Durchgängigkeit hergestellt werden.
Die fischereiliche Nutzung der Fränkischen Rezat wurde durch die Schaffung von zusätzlichen Wasserflächen und der Laufverlängerung aufgewertet und grundsätzlich eine Habitatverbesserung erzielt.
Fischereiliche Würdigung der wasserbaulichen Maßnahme (biologische Erfolgskontrolle)
Am 23.09.2010 wurde von der Fachberatung für Fischerei (Bezirk Mittelfranken) eine Effizienzkontrolle in vergleichbaren Streckenanteilen mit dem Elektrofischfanggerät vorgenommen. Sowohl im Unterwasser der Fränkischen Rezat als auch in der Fischaufstiegshilfe wurde eine bemerkenswert große Anzahl von Fischen aus unterschiedlichsten Arten gefangen.
Besonders erfreulich ist der Nachweis von Bachforelle, Bitterling, Hasel, Laube und Nase. Die Fischartenverteilung in den einzelnen Habitaten gestaltete sich erwartungsgemäß und analog den ökologischen Ansprüchen. Die meisten rheophilen Fischarten (z.B. Aitel, Bachforelle, Gründling, Hasel, Schmerle, Nase) wurden in der Fischaufstiegshilfe festgestellt, im Unterwasser der Fränkischen Rezat dagegen überwog der Anteil der indifferenten (z.B. Bitterling, Karpfen, Rotauge) und stagnophilen Arten (z.B. Schleie). Bezüglich der Erreichbarkeit der einzelnen Becken der FAA kann anhand der gemessenen Fischlängen eine gewisse Einschränkung für erwachsene Fischindividuen nachgewiesen werden, insbesondere bei der Zielart Nase.
Um die Passierbarkeit der Fischwanderhilfe gerade für diese Individuen nachhaltig zu verbessern, sind sowohl kleinere bauliche Veränderungen an den Übergängen zu den einzelnen Beckenbereichen vorzunehmen als auch bestimmte Gefällesprünge abzumildern. Die Befischung hat auch gezeigt, dass die strukturelle Ausgestaltung der Fischwanderhilfe mit MIkrohabitaten z.B. durch den Einbau von Totholz im Uferbereich noch wesentlich verbessert werden kann. Da diese Fischwanderhilfe für das Wasserwirtschaftsamt Ansbach als auch für die Fachberatung für Fischerei ein lohnendes Lehrobjekt bezüglich der Auffindbarkeit, Passierbarkeit und Effizienzerhöhung darstellt, werden schon in unmittelbarer Zukunkft und nach den notwendigen Anpassungsarbeiten und dem Einsatz von markierten Fischen weitere Effizienzkontrollen stattfinden. Die dabei erhaltenen Ergebnisse und Erkenntnisse sollen vorrangig dazu dienen, die Durchgängigkeit unserer Fließgewässer durch den Bau von funktionellen Fischaufstiegshilfen nachhaltig zu gewährleisten.
Die Verbesserung der biologischen Durchgängigkeit ist nicht zuletzt eine wesentliche Maßnahme zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele gemäß EG - Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG).