Ausgleich des Wasserhaushalts: Die Überleitung von Altmühl- und Donauwasser in das Regnitz -Main-Gebiet

Wasserwirtschaftliche Voraussetzungen

Bayern ist ein wasserreiches Land. Das Wasserangebot ist jedoch durch starke regionale Unterschiede geprägt. Während die Alpen und das gesamte Donaugebiet reichlich Niederschläge erhalten, ist das fränkische Regnitz-Main-Gebiet von Natur aus wesentlich trockener. Zudem wird das zur Verfügung stehende Wasser im Norden Bayerns wegen der höheren Bevölkerungs- und Industriedichte stärker beansprucht. Durch einen Beschluss des Bayerischen Landtags vom 16.7.1970 wurde deshalb die Bayerische Staatsregierung beauftragt, die wasserbedingten Hemmnisse in Franken abzubauen und einen überregionalen Wasserausgleich zwischen Donau- und Maingebiet zu schaffen.

Ziele der Überleitung

Das Überleitungssystem trägt dazu bei, im fränkischen Raum ausgewogene wasserwirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen und verbessert die regionale Wirtschaftsstruktur.

Die Anhebung der Niedrigwasserführung von Rednitz, Regnitz und Main in Trockenperioden verbessert und stabilisiert die Wasserqualität dieser Flüsse.

Altmühl- und Brombachsee verringern die Hochwassergefahr im Tal der mittleren Altmühl.

Mit den fränkischen Seen ist ein attraktives Naherholungs- und Urlaubsgebiet entstanden, von dem starke wirtschaftliche Impulse für die gesamte Region ausgehen.

Die Überleitung Donau – Main

Durch die Wasserzugabe wird der Abfluss der Regnitz unterhalb von Nürnberg, der in Trockenzeiten bis unter 10 m3/s zurückgehen kann, im Sommer auf etwa 27 m3/s, im Winter auf etwa 22 m3/s erhöht. Die Überleitung erfolgt auf zwei voneinander unabhängigen Wegen:

  • Aus der Altmühl oder Donau werden über den Main – Donau – Kanal mit Hilfe von Pumpwerken an den Schleusen der Südrampe des Kanals im Mittel ca. 125 Mio m3 pro Jahr in den Rothsee gefördert (Kanalüberleitung).
  • Aus der Altmühl wird über den Altmühl- und Kleinen Brombachsee Hochwasser in den Großen Brombachsee übergeleitet, im Mittel pro Jahr rund 25 Mio m3 (Brombachüberleitung).

Das im Rothsee bzw. Großen Brombachsee gespeicherte Wasser wird in Trockenzeiten in die unterhalb liegenden Flüsse in das Regnitz–Main–Gebiet abgegeben.

Bau und Betrieb

Die Umsetzung des Landtagsbeschlusses erfolgte durch das Talsperren–Neubauamt Nürnberg, das im Jahre 1971 gegründet und nach Fertigstellung der Anlagen Ende 2000 aufgelöst wurde. Neben der Planung, Ausschreibung, Bauleitung und Abrechnung hat dieses Amt unter anderem auch Grunderwerb getätigt, die Unterlagen für die Rechtsverfahren gefertigt und Bestandspläne erstellt.

Zentrale Aufgabe war der Bau der Stauseen. Daneben musste aber z.B. auch der Altmühlzuleiter in den Altmühlsee und der Überleiter zum Brombachsee mit einem fast 3 km langen Stollen gebaut werden. Auch die Gewässer unterhalb von Roth- und Brombachsee wurden, unter Beibehaltung der vorhandenen Flussläufe, dem durch die Überleitung von maximal 15 m3/s erhöhten Wasserabfluss angepasst.

Der Bau des gesamten Überleitungssystems einschließlich des Grunderwerbs kostete rund 450 Mio Euro. Die Kanalüberleitung wurde 1994, die Brombachüberleitung 1999 in Betrieb genommen.

Heute betreibt das Wasserwirtschaftsamt Ansbach die Anlagen des wasserwirtschaftlichen Systems "Überleitung Donau–Main". Neben Altmühl- , Brombach- und Rothsee gehören dazu unter anderem auch 27 Flusswehre und fünf Wasserkraftwerke. Der Betrieb der Überleitung wird von der zentralen Betriebsleitung in Gunzenhausen am Altmühlsee gesteuert und überwacht. Für die Pumpwerke und den Transport des Wassers im Main–Donau–Kanal ist die Betriebszentrale des Wasser- und Schifffahrtsamtes Nürnberg in der Gösselthalmühle bei Beilngries zuständig.

Natur- und Landschaftsschutz

Beim Bau der Seen und bei der Umgestaltung der Flüsse standen die wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkte im Vordergrund. Besondere Aufmerksamkeit wurde aber auch den Belangen des Landschafts- und Naturschutzes gewidmet. Im Altmühlsee entstand z.B. ein Naturschutzgebiet von ca. 200 ha Größe, dessen Kern eine 125 ha große Flachwasser- und Inselzone bildet. Sie stellt eine Rückzugszone für besonders bedrohte Vogelarten dar. An den Seen wurden bisher insgesamt rund 540 ha Naturschutzgebiete ausgewiesen. Zusätzlich sind neue ökologische Ausgleichsflächen entstanden.

Freizeit und Erholung

Rothsee, Altmühlsee und Brombachsee mit zusammen rund 20 km2 Wasserfläche bieten ideale Voraussetzungen für Freizeit und Erholung. Alle Wasser- und Uferflächen sind in öffentlichem Eigentum. Rund 80 km Betriebswege sind für Fußgänger und Radfahrer freigegeben.

Zur Verbesserung der Wasserqualität halten Ringkanalisationen Abwasser von den Seen fern.

Der Freistaat Bayern hat bereits beim Bau der Seen eine touristische Grundausstattung geschaffen. Eigens gegründete Zweckverbände an den drei Seen haben zusätzliche Anlagen für Freizeit und Erholung erstellt und betreiben diese.